Grambke
Die Grambker Kirche
Die kirchlichen Verhältnisse in Grambke nach der Zerstörung der Burg
- Auch Grambke hatte unter dem Dreißigjährigen Kriege und seinen Nachwehen sehr gelitten. Nachdem die Burg schwedisch geworden war, mußten die Grambker ihre kirchlichen Verhältnisse neu ordnen. Die wenigen Einwohner des kleinen Bauerndorfes konnten nicht daran denken, einen eigenen Prediger anzustellen. So mußte der Pastor von Mittelsbüren von dort aus die Gemeinde mit betreuen, und das sollte rund 250 Jahre lang so bleiben. Gottesdienste wurden schon bald wieder in Grambke gehalten, warscheinlich in dem jetzigen Haakeschen Hause in der Hofstraße. Diese Predigt auf dem Bauernhof war nicht neu für die Gemeinde; schon 1627 war wegen der Beschädigung der Burger Kirche "in den Häusern zu Grambke" das Wort Gottes gepredigt worden. Später werden auch die Häuser von Cord Bosse und Bürgermeister von Brockhausen als Gottesdienststätten erwähnt. Ein Versuch der Schweden, die Grambker zur Zahlung von Abgaben an den lutherischen Feldprediger in Burg zu zwingen, scheiterte. Auch durch Androhung schwerer Strafen ließen sich die Kirchengeschworenen nicht davon abhalten, den Mittelsbürener Pastor in ihren Häusern predigen zu lassen. 1670 wurde ein kleiner Friedhof angelegt, der noch heute als der älteste Teil des Grambker Friedhofes erhalten ist. 1680 bat die Gemeinde anläßlich einer Kirchenvisitation, man möge ihr zu einem besseren Ort für ihren Gottesdienst verhelfen.
Zwei Vorläuferinnen der jetzigen Kirche
- Nun kauften die Kirchengeschworenen für insgesamt 170 Reichstaler ein Haus von Tonjes Schmitt "zum Kirchenhause". Wo dieses einfache, strohgedeckte Fachwerkhaus gelegen hat, das zur ersten Grambker Kirche umgebaut wurde, wissen wir nicht. Das Gebäude, das auch eine Stube als Absteigequartier für die Prediger hatte, muß sehr einfach gewesen sein. Immerhin hatte es einen schönen Schmuck: Kanzel und Taufstein aus der zerstörten Burger Kirche wurden hier aufgestellt, nachdem sie vom Lesumer Pastoren, bei dem sie aufbewahrt worden waren, gegen Zahlung von 6 Reichstalern ausgelöst wurden. Viel Freude hatten die Grambker an dieser Kirche nicht, denn schon 6 Jahre später wurde festgestellt, daß sie durch Sturm und Hochwasser unbrauchbar geworden war. Nun wurde aufs neue geplant und gesammelt - auch in der Stadt Bremen - und von April bis August 1687 wurde auf dem Kirchhofe eine Fachwerkkirche mit Schieferdach und kleinem Dachreiter errichtet. Braunrot waren die Wände gestrichen, "mit schwarzer Oljefarbe" das Ständerwerk. Die kleine Glocke im Dachreiter wog 183 Pfund. Rund 929 Reichstaler kostete der Bau, davon wurden immerhin 384 Taler durch die Kollekte in Bremen aufgebracht, 18 Taler bei der Einweihung am 25.8. 1687. Der Kirchenvorstand brauchte keine Schulden zu machen, im Gegenteil, bereits 1709 hatte er wieder ein Vermögen von 1189 Reichstalern angesammelt.
- Es war aber auch gut so, daß die Gemeinde über etwas Geld verfügte - bald sollte sie es dringend brauchen. Zwar wurde 1697 eine Sonnenuhr gekauft, die noch heute an der Südseite der Kirche zu sehen ist, auch wurde an der Kanzel eine Sanduhr angebracht, damit die Predigt nicht zu kurz und nicht zu lang geriet - notwendiger aber wurden schon bald große Reparaturen. Sie halfen nicht viel: 35 Jahre nach ihrer Errichtung mußte die zweite Grambker Kirche abgerissen werden. Der Abbruch dauerte vom 18. Mai bis zum 2. Juni 1722.
1722 - Die jetzige Grambker Kirche wird gebaut
- Diesmal nahm man sich vor, solieder zu bauen. 2686 Reichstaler kostete der Neubau, diese Summe wurde zum größten Teil von der Gemeinde selbst aufgebracht. Aber auch die Gemeinden der Stadt wie des Landgebietes halfen wieder mit einer Kollekte von 600 Talern. Als das einfache, rechteckige Gebäude mit einer länge von etwa 20 m und einer Breite von 10 m errichtet wurde, führten Kirchengeschworene die Aufsicht. Sie hatten sich ein Stundenglas besorgt, "umb zu sehen, wie lange die Arbeitsleute speiseten". Einen Turm hatte auch diese Kirche zunächst nicht, nur einen 1732 schon wieder reparaturbedürftigen Dachreiter mit einem Wetterhahn auf der Spitze. Die Kanzel erhielt ihren Platz zwischen zwei Fenstern an der Südseite. Über den beiden Türen an der Südseite sieht man noch heute die Wappen der vom Senat beauftragten "Visitatoren" Heinrich Meyer und Werner Köhne. Die mit farbigen Wappenbildern geschmückten Fenster sind nach und nach verlorengegangen. Trotz solider Bauweise war der Kirchenvorstand darauf bedacht, sparsam zu wirtschaften. So wurde die Kirche erst 1726 gemalt; ebenfalls wurde dann erst ein Gestühl angeschafft, nachdem man sich vorher mit einfachen Bänken beholfen hatte.
Bauliche Veränderungen bis zur Gegenwart
- 1738 erhielt die Kirche einen neuen Altartisch, 1742 ein Lesepult, von dem aus der Küster die Lesung hielt. Weder dieses Lesepult noch der Brauch der Lesung durch den Küster - das war damals zugleich der Lehrer - gibt es noch. 1754 wurde an dem Türmchen auf dem Dach eine Uhr angebracht. Pastor Hoops betont, das sie die Uhr genannt wurde, während von der Burger Turmuhr als das Uhr gesprochen worden war. Reparaturen wurden nach dem Siebenjährigen Krieg notwendig, nachdem die Franzosen die Kirche als Korn - Magazin benutzt hatten. Erst 1781 bekam die Kirche ihre erste Orgel. 1834 wurde ein Blitzableiter eingebaut, der schon acht Wochen später die Kirche vor Schaden bewahrte. 1842 wurde für neue Altar- und Kanzelbehänge gesammelt und die Empore gebaut. Freilich wollte zunächst niemand "oben auf dem Boden" sitzen, sodaß die Einweihungsfeier ausfallen mußte. (Damals wurden noch Plätze verkauft und vermietet, so daß für jede eingesessene Familie ein eigenes Gestühl vorhanden war. Dieses Verfahren hielt sich bis ins 20. Jahrhundert hinein.) Als die alte Glocke einen Sprung bekommen hatte, wurde 1863 eine neue, eiserne gegossen, die 325 Pfund schwer war. Nun zeigte es sich, daß der kleineTurm auf dem Dach für diese Last hätte ausgebessert und verstärkt werden müssen. So entschloß man sich schließlich, trotz des Wiederspruchs mancher Gemeindeglieder den heutigen massiven Turm zu bauen. Am 6. November 1864 wurde er mit der neuen Glocke eingeweiht. Davon kündet die Tafel am Turm mit der Inschrift: "Selig sind, die das Wort Gottes hören und bewahren". Der Turm war damals mit schwarzen Glasurpfannen belegt.
- Eine völlige Umgestaltung der Kirche erfolgte 1897. Heinrich Smidt zur Dunge schenkte der Kirche eine neue Orgel. Um sie aufstellen zu können, wurde die ehemals flache hölzerne Decke entfernt und das noch heute vorhandene hohe Gewölbe eingezogen. Damals wurden der Kirche auch neue Altatgeräte gestiftet. 1912 erhielt die Kanzel eine neue Treppe, 1913 und 1914 wurde die Kirche malerisch neu gestaltet. Auch wurden statt der zum Teil beschädigten Wappenfenster neue Kirchenfenster gestiftet. Sie enthielten links und rechts der Kanzel eine Darstellung des Gleichnisses vom verlorenen Sohn und vom barmherzigen Samariter. Die anderen Fenster versinnbildlichen die Bedeutung des Gottesdienstes für die Gemeinde und enthielten außerdem die 22 noch vorhandenen Wappen. Alle Fenster wurden im Krieg durch Bomben zerstört. Erst 1925 erhielt die Kirche elektrisches Licht. Bei dieser Gelegenheit wurden zwei mit Apostelgestalten geschmückte Kronleuchter aufgehängt. 1928 wurde der wieder aufgefundene alte Taufstein neu aufgestellt. 1935 und 1938 erhielt die Kirche zwei neue Glocken. Eine davon - sie war elf Zentner schwer - wurde im Kriege beschlagnahmt und eingeschmolzen. Ihre Inschrift hatte gelautet: "Land, höre des Herrn Wort!" Gerade in der damaligen unheilvollen Zeit wäre dieser Ruf nötig gewesen!
Bedroht und bewahrt - die Grambker Kirche in der Kriegs- und Nachkriegszeit
- Als Bremen in den Kriegsjahren schwer vom Bombenkrieg heimgesucht wurde, da wurde wegen der Nähe der Industrie-, Bahn- und Hafenanlagen auch das Grambker Gemeindegebiet von den Luftangriffen betroffen. Auch waren beim Einmarsch der feindlichen Truppen am Ende des Krieges noch einmal gefahrvolle Tage zu bestehen.
- Die Grambker Kirche sah damals traurig aus. Das Dach war beschädigt, die Fenster waren mit Brettern vernagelt. In Innern hätte ohnehin längst manche Erneuerungs- und Reparaturarbeit durchgeführt werden müssen, die wegen der schlechten Zeit unterbleiben mußte; hinzu kamen nun Risse und Feuchtigkeit durch die Kriegsschäden. Dennoch war die Gemeinde dankbar dafür, daß die Kirche als Gottesdienststätte erhalten geblieben war, obwohl manche Bombe in der Nähe niedergegangen war und mancher Splitter das Gebäude getroffen hatte. Die Schäden wurden zunächst behelfsmäßig ausgebessert, bis man im Jahre 1953 an eine grünliche Renovierung denken konnte. Der Kirchenmaler Hermann Oetken aus Delmenhorst übernahm die Ausgestaltung im Innern, wobei er die Kanzel farbig restaurierte. Für die Wände, die Empore und das Gestühl wählte er helle, freundliche Farben, auch schmückte er die Rückwand der Kanzel und die Felder der Emporenbrüstung mit Bibelworten. Die klare, lichte Wirkung des Kirchenraumes wurde erhöht durch die neuen Kirchenfenster, die der Glasmaler Georg K. Rohde schuf. Nur sparsam wurden sie mit Symbolen geschmückt; nur die Fenster links und rechts der Kanzel erhielten je zwei Engelgestalten in kräftigen, leuchtenden Farben. Diese Fenster konnten nur dank großzügiger Spenden beschaffen werden. Ebenso wurden damals durch eine Sammlung der Jugend der Kirche ein neues Altarkreuz, Leuchter und eine Taufsteinabdeckung geschenkt; dazu kamen neue Antependien, die ebenfalls gestiftet wurden. Am 5. Juli 1953 konnte die Kirche wieder in Benutzung genommen werden.
- Ältere Gemeindeglieder mußten nun sicher auf manches von früher her vertraute Einrichtungsstücke verzichten, wie z.B. die hölzernen Kronleuchter und und die Lutherbüste an der Ostseite, aber die klare, schlichte Architektur des Raumes kam nun mehr als je zuvor zur Geltung. Dabei bedeutete es sicher eine weitere Verbesserung, als 1960 zum ersten Male seit der Erbauung der Kirche ein neuer Klinkerfußboden verlegt wurde und das alte, unbrauchbar gewordene Gestühl durch neue Kirchenbänke ersetzt wurde. Damals konnte auch der alte Kirchenofen entfernt werden, der die Kirche nie richtig durchwärmt hatte, dafür aber dem Prediger auf der Kanzel, neben der der Ofen stand, viel zu sehr einheizte, wie Pastor Nay in seinen Erinnerungen schreibt. Eine elektrische Heizung unter den Bänken machte seitdem eine schnelle und gleichmäßige Erwärmung der Kirche möglich. Eine gründliche Überholung der Empore erwies sich 1969 / 1970 als notwendig; dabei wurde auch dort das alte Gestühl durch neue Bänke ersetzt. So befindet sich die Grambker Kirche in ihrem Jubiläumsjahr 1972, nicht zuletzt durch die verständnisvolle und tatkräftige Hilfe der Bremischen Evangelischen Kirche, in einem guten und gepflegten baulichen Zustand.
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