Die Bürener Schule
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- Das Schulhaus in Büren (aus "Das Alte Büren" von Dr. Rudolf Stein
- Das Schulhaus in Mittelsbüren - heute
- Die Schulklassen in Mittelsbüren
- Artikel von Johann Hägermann aus dem Buch "Das alte Büren" / Seiten 110 bis 115
Die Schule in Büren
In welche Zeit wir die ersten Anfänge der Schule in Büren legen sollten, wissen wir nicht. Heinecken spricht schon von einer Pfarrschule in Mittelsbüren 1647, als sie mit der Kirche zusammen nach den Schäden des Dreißigjährigen Krieges wieder in einen guten Stand gesetzt wurde.
Nach dem alten Lagerbuch der Kirche ist die Schule, die vor der jetzigen bestand, 1786 errichtet worden. Jedenfalls hat die Bürener Schule immer ihren Platz in der Nähe der Kirche gehabt, weil früher der Dorflehrer zugleich auch der Küster war, zudem in Büren Fährmann und Totengräber. Wie in alten Zeiten üblich, hatte das Schulgebäude die Form eines kleineren Bauernhauses, denn wie hätte sich der arme Schulmeister mit seiner Familie damals wohl ohne Landwirtschaft oder einen anderen Nebenberuf ernähren sollen. Allerdings zeigte das Schul- und zugleich Wohnhaus mit Ausmaßen von 46 ½ mal 36 ½ Fuß recht bescheidene Verhältnisse. Es stand in Ost~West ~Richtung auf dem jetzigen Schulhof, mit der Lehrerwohnung und den Stallungen für zwei Kühe und zwei Schweine nach Norden und Osten, so daß man doch klugerweise die immerhin recht bescheidene Schulstube nach Süden gelegt hatte. Sie war quadratförmig mit etwa 5m Länge und hatte, nach Aussagen des Lehrers Branding, 3m Höhe. Trotzdem bezeichnet Branding (1818 bis 1824 in Büren) sie in seinem Bericht an die Oberinspektion in Bremen als "in aller Absicht zu ihrer Bestimmung bequem" , zumal sie mit Tischen und Bänken hinreichend und mit einem guten Ofen versehen sei. Sie könne nach seiner Ansicht 50 Kinder gut fassen. Doch scheinen dem 1819 nach Büren versetzten Pastor Kohlmann sofort nach seinem Dienstantritt ob solcher Bescheidenheit seines Schulmeisterleins ernste Bedenken wegen der schulischen Hygiene gekommen zu sein. Er kann das Lob über die bequeme Schulstube nicht teilen und erkennt die großen Mängel, die dem Schulraum anhaften. Er erwirkt, daß auf Anordnung der Oberinspektion und zusammen mit dem "Karkswarn" (Kirchengeschworener) Arend Hagens die Schulstube um 6 Fuß verlängert und um 8 Zoll verbreitert und der Fußboden erneuert wird, neue Fenster eingesetzt und neue Pulte und Bänke angeschafft werden. Es ist Kohlmann eine große Freude, diese so instand gesetzte Schule am 8.Juli 1825 einweihen zu können. Die Kosten wurden durch Umlagen gedeckt, und interessant ist die Aufteilung derselben unter Nichtbauleuten: 4 Brinksitzer auf 1 Bau, 8 Kötner in Niederbüren und Witwe Vollers in Mittelsbüren auf 5 Bau, die übrigen 5 Kötner in Mittelsbüren auf 2½ Bau, die 12 Häuslinge auf 1 Bau.
Die Schülerzahl wird nach einem Bericht von 1805 mit etwa 36 angegeben, von denen die meisten das Schreiben und Lesen lernen, aber meist nur fünf bis sechs das Rechnen beherrschen. Wohl beklagt sich der Lehrer über Hochzeiten im Dorfe, zu denen ihm meist für drei Tage die Schulbänke entführt werden, doch hat er diese Klage gewiß wohl mit einem weinenden und mit einem lachenden Auge geschrieben, denn bei einer solchen Hochzeit fiel doch für den armen Dorfschulmeister manch guter Brosamen (Brosame, poetisch und südwestdeutsch für Brotkrümel) ab. Neben seiner Lehrertätigkeit hatte der Lehrer auch Küsterdienste zu leisten: Vorsingen bei allen kirchlichen Veranstaltungen, Nummern der Gesänge anschreiben, die Glocke läuten, bei Taufen den Kopf des Täuflings trocknen, bei Beerdigungen die Leiche mit Gesang zum Grabe geleiten, das Anzeigen von Verlöbnissen am Kirchenbrett (dafür bekam er besonders 9 Groten).
1822 berichtet Branding eingehender über die inneren Schulverhältnisse. Die Schulzeit währte von 8 bis 11 und von 1 bis 4 Uhr. Außerdem besuchten die Kinder der Vollbauern und eines Pflugkötners die Abendschule von 5 bis 7 Uhr, wofür der Lehrer zwei Kuhweiden in der Almende (Ein im Besitz einer Dorfgemeinschaft befindliches Grundeigentum innerhalb einer Gemarkung) benutzen durfte. Im Winter besuchten alle Kinder die Schule, im Sommer nur die unter zwölf Jahren. Der Unterricht umfaßte Biblische Geschichte, Lesen, Schreiben, Rechnen, Naturgeschichte und etwas Erdkunde. Die Schülerzahl betrug damals 41. Kurz vor Ostern wurde nach dem Gottesdienst im Beisein der gesamten Gemeinde eine öffentliche Schulprüfung abgehalten. Das Einkommen des Lehrers betrug damals mit den auf etwa 18 Taler berechneten Naturalien 181 Rtlr. und 37 Groten.
Eine allgemeine behördliche Überprüfung der Schulverhältnisse im bremischen Landgebiet im Jahre 1879 hatte auch für Mittelsbüren eine gründliche Änderung zur Folge. Der alte Bau entsprach nicht mehr den Anforderungen und war ihnen entsprechend auch nicht mehr umzuändern. Es wurde ein Neubau beschlossen, der dann im Winter 1880 / 81 durch den Maurermeister Warnken aus Gröpelingen hergestellt wurde. Dieser Bau ist die bis heute bestehende Mittelsbürener Schule. Sie wurde am 19.Mai 1881 durch Pastor Dreier eingeweiht. Die Schulkinder versammelten sich erst im alten Schulhause und zogen dann nach einer kleinen Ansprache mit ihrem Lehrer Borné in die neuen Räume, die dann feierlich eingeweiht wurden. Das alte Gebäude wurde auf Abbruch für 101 Mark verkauft.
An der Südseite des Hauses liegen ein großes und ein kleines Klassenzimmer, während sich auf der Nordseite eine geräumige und freundliche Lehrerwohnung befindet. Auf dieser Schulstelle konnte man sich gewiß wohl fühlen, wenn man es verstand, ein Mitglied der Dorfgemeinschaft zu werden und zu ihrem Wohle mitzuarbeiten.
Sonnig und freundlich liegt das Schulhaus Bueren am heimatlichen Fluß. auf dessen Wassern die großen und kleinen Schiffe ihre Reise in fremde Lande beginnen oder heimkehrend Kunde bringen von den Schönheiten der Welt. Was muß es wohl Schöneres für einen begeisterten Lehrer geben, als an diesem Platze die Kinder zu führen und zu leiten aus dem Anschauungskreise der zu ihren Füßen liegenden heimatlichen Flur in die fernen Gefilde unseres Erdrundes.
Schule und Kirche sollen Mittelpunkt der Dorfgemeinschaft sein. Ihr Wirken trägt wesentlich dazu bei, diese Gemeinschaft zu erhalten, zu fördern und immer enger zusammenzuschließen. "Mit den und den bin ick tosammen na 'e Schol gahn", sagt man gern in lieber Erinnerung an eine gemeinsame Schulzeit und eine glücklich verlebte Kindheit. Gerade die kleine Klassengemeinschaft einer einklassigen Schule muß das Band der Zusammengehörigkeit noch fester ziehen.
Besonders stark kam die Dorfgemeinschaft zum Ausdruck an den frohen Tagen, die die Schule veranstaltete zur Freude der Kinder und die herausragten aus dem Einerlei der täglichen Schularbeit. In den Vorweihnachtstagen versammelte sich die ganze Gemeinde zu einer Weihnachtsfeier in dem kleinen Saale von Arend Hagens, Mb. 17, wo dann die Kinder, große und kleine, das Herz von Vater und Mutter mit ihren Liedern, Gedichten und Aufführungen erfreuten. Selbst die Oma blieb an diesem Abend nicht zu Hause. Wie strahlte dann aus allen Augen, aus den jungen und aus den alten, die Freude darüber, "wat se nicht all maken dot in use Schol", Gerade dieser Begriff "use Schol", das ist es, was man jeder Schulgemeinschaft wünschen möchte.
Und im Sommer kam dann der "lustige Tag", eine Einrichtung, die sich früher an vielen bremischen Schulen, besonders in den Rand- und Landgebieten, großer Beliebtheit erfreute. Bevor in den Schulen das Schulwandern eingeführt und mit der Zeit immer weiter ausgebaut wurde, war dieser lustige Tag der einzige des Jahres, an dem die Kinder einmal aus der Schulstube herauskamen und ein Stück der näheren Heimat sahen. Ein Ausflugsziel, meist ein hübscher Sommergarten, wurde erwandert und hier ein fröhlicher Nachmittag mit Kaffeetrinken, Singen, Scherz- und Neckspielen, an denen sich oft auch die Eltern beteiligten, verbracht, bis man gemeinsam, so war es in Grambke üblich, am warmen Sommerabend den Rückweg antrat.
Von Büren aus waren diese Ausflugsziele, die meist in der vielgerühmten Bremer Schweiz lagen, zu Fuß schwer zu erreichen. So machte man eine Wagenfahrt daraus. Es ging nach Dodts, nach Bruns' oder nach Kösters Sommergarten. Für alle Bauern war es eine Ehrensache, daß sie an diesem Tage anspannten. In der Zeit war die Atempause zwischen Frühjahrsarbeit und Heuernte am günstigsten, also in der ersten Hälfe des Juni. Die Jagd- und "Utfahrtwagen" wurden aus den Schuppen geholt und für den Ausflug aufgeputzt und geschmückt. "De lüttjen Lüe", die keinen Wagen besaßen, sicherten sich in den Tagen vorher einen Platz auf den Wagen, meist in der Nachbargemeinschaft. Hierbei konnte manche früher einmal erwiesene Gefälligkeit wieder ausgeglichen werden. Gleich nach Mittag - auf dem Dorfe ißt man früh - setzte sich die ansehnliche Kolonne, meist etwa 15 Wagen stark, in Bewegung, den langen Weg durchs Feld und dann auf der Heerstraße, "up'e Schussee langs", freudig begrüßt von den nachbarlichen Grambkern, denen wohlbekannt war, daß die Bürener an dem Tage ihren Ausflug, ihren lustigen Tag hatten. In flottem Trab ging es "dör de Borg" und dann ins "Hannöversche" hinein, "up'e Leessen to". Bald war ihr Ziel erreicht, und eine frohe Dorfgemeinschaft, Eltern und Kinder, verlebte einen glücklichen Tag, der herausragte aus der täglichen Arbeit des Jahres und an dem die Alten sich gern ihrer eigenen Schulzeit erinnerten und die Kinder die frohen Stunden dankbar als Geschenk hinnahmen.
Wie Hinrich Imhoff mir erzählte, ist dieser Tag in seiner Schulzeit durch den Schulvorsteher Meyer, den alten "Vadder Meyer", eingeführt worden. Im zweiten Weltkriege konnten keine Ausflüge stattfinden, und nach dem Kriege waren sie wegen des ständig wachsenden Verkehrs nicht mehr möglich.
Viele Geschlechter haben in der Schule zu Mittelsbüren zu Füßen ihrer Lehrer gesessen, habenhier heitere und ernste Stunden einer unbeschwerten Kinderzeit verlebt und das geistige Rüstzeug fürs Leben in sich aufgenommen. Mögen die in der Heimat und in der Ferne noch lebenden Mittelsbürener gern sich dieser Stunden ihrer Kindheit erinnern!
Lassen wir nun einmal die Reihe der Lehrer in Mittelsbüren an unserem Auge vorüberziehen. Johann Lange ist uns als erster bekannt, wahrscheinlich von 1701 bis 1725. Erst 1746 hören wir von einem Diedrich Hägemann, der 1752 starb. Da Mittelsbüren 1741 mit den anderen Orten des Werderlandes hannöversch geworden war, setzte von da ab das Konsistorium in Stade die Lehrer ein und zwar zuerst Johann Christoph Flügger 1752, von dem das Konsistorium sagen konnte, daß er eine "ziemliche Probe im Schreiben und Rechnen beygebracht und sich in den Grundsätzen der christlichen Religion als gut geübt erwiesen habe" und deshalb "mithin zu besagtem Schuldienst als nicht ungeschickt befunden" wird. Flügger ist 39 Jahre in Mittelsbüren gewesen. Er muß hier ein erbärmliches Leben geführt haben, wie aus zwei Bittschriften hervorgeht, die er 1775 an die Behörden gesandt hat, und aus der Schilderung dieser Schreiben gewinnen wir ein lebendiges Bild aus dem Schulmeisterleben der damaligen Zeit. Er ist oft nahe daran, mit seiner Familie "Hungers sterben zu müssen". Niemand gibt ihm in seiner Not etwas, denn "es ist eine große Armuth in unserer gemeinde". Bereits im November (1775) sitzen sie in Mittelsbüren schon wieder im Wasser, "und der Winter kommt doch erst, was will uns das ein langer Winter sein. Dazu haben wir die Horn~Vieh~Seuche, worin mir all ein Stück gestorben ist". Schon zehnmal hat er das Wasser im Hause gehabt, "welches man nun wieder befürchten muß, indem wieder ein Deich zwischen der Kirche und Niederbüren weg ist, welches Gott erbarmen mag". In seinem kleinen Kohlgarten hat ihm das Wasser alles zerstört. "So geht das jetzt nun vast alle Jahre, wie ist es möglich, das man da leben kann." Er hat Unterhaltungspflichten am Deich vor dem Schulhause, die ihn 6 Rtlr. gekostet haben. Er hat "schon vielmal solche Hohe Wassernoht erlebet und ausgestanden mit Hunger und Kummer und also nichts anderes in solchen Fällen ersehen, als den Tod vor Augen". Angesichts solcher traurigen Verhältnisse bittet er "Deh- und Wehmütigst um eine beylage; den ich in langer Zeit kein brodt mehr in meinem Hauße mit meiner Frau und Kinder gehabt, Welches Gott erbarme". 1791 endet der Tod dieses elende Schulmeisterleben.
Ihm folgte Bernd Döscher, der aber 1797 auf der Weser ums Leben kommt. Die nächsten Lehrer sind: Johann August Ostermann (1798 bis 1816), Joh. Christ. Heinr. Grabau (1816 bis 1818), Cord Hinrich Branding (1818 bis 1824) und Johann Behrens (1824 bis 1836). Behrends, der aus Waakhausen stammte, war vor seiner Bürener Schulstelle Lehrer in Burg und Grambke, Ihm folgte von 1836 bis 1849 Hermann Schriefer, und dann kam von 1849 bis 1890 August Ludwig Borné, wohl in Bremen geboren, aber französischer Abstammung. In ihm paarte sich mit der Lebhaftigkeit seines Wesens und dem Aufbrausen des Temperaments eine große Herzensgüte. Vor allem war er ein tüchtiger Lehrer, der unter den schwierigen Verhältnissen einer einklassigen Dorfschule gute Erfolge hatte.
C.H. Meyer, sein Nachfolger, kam von Oberneuland und wirkte bis zum Herbst 1910 in Büren. Mit seinem feinen und freundlichen Wesen und seiner gütigen Strenge wird er manchen Älteren noch in der Erinnerung leben. Ihn löste August Jacobs ab, der noch heute unter uns weilt. Er wirkte bis zum Jahre 1937 in Büren; er, der gebürtige Oldenburger (1879 in Burhave), wurde ein Bürener unter Bürenern. Damit soll seine segensreiche Tätigkeit sowohl an der Schule als auch in seiner Bürener Gemeinde gekennzeichnet sein. Im Jahre 1913 wurde die Schule zweiklassig, der junge Lehrer Sievers (gest. 1915 vor Verdun) kam hierher. Nach dem ersten Weltkriege waren als zweite Lehrer hier Karl Koken, Willi Schwarze und Karl Weier tätig.
August Jacobs ging im Oktober 1937 nach Grambke. Während des Winters 1937 / 38 wirkten verschiedene Lehrer vertretungsweise in Büren, bis dann am 1.April 1938 Erich Sanders die Leitung der Schule fest übernahm. In der Zeit des zweiten Weltkrieges war es um sie schlecht bestellt. Sanders wurde eingezogen, und die Vertretungskräfte wechselten sehr oft. Im Zuge der Kinderlandverschickung wurden die unteren Jahrgänge nach Dippoldiswalde im Erzgebirge verlegt, während die älteren Kinder die Schule in Lesumbrok besuchten. Am 27.August 1945 konnte Erich Sanders die Leitung der Bürener Schule wieder übernehmen. Wegendes Anwachsen der Schülerzahl mußte der Schulbetrieb im Herbst 1947 wieder auf zwei Klassen umgestellt werden. Das blieb so bis zum 1.Januar 1955. Auf Sanders folgte Ostern 1953 Herbert Ehrhard als Schulleiter und war es 1957 noch.
Die Schülerzahl stieg vor dem ersten Weltkrieg auf über 50 an, sank aber dann ständig bis auf 19 im Jahre 1926, um dann wieder etwas zu steigen. Seit 1937 bewegten sich die Zahlen folgendermaßen:
Nach der volzogenen Aussiedlung von Mittelsbüren wird die Schülerstärke voraussichtlich 24 betragen. Die Schule an der Moorlosen Kirche wird dann nur noch den Kindern aus den Häusern "Bi de Karken", aus der "Flakstraße" auf dem Sandfelde und aus Niederbüren dienen.
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