"Ich möchte endlich einmal wieder zwei Wochen am Stück Urlaub machen, ohne an das Bad denken zu müssen", hat den bisherigen Seebad- Chef Ralph Christian Schöttker die Amtsmüdigkeit erreicht. "Nach 13 Jahren fehlt mir schlichtweg die Motivation, mich immer wieder um das Bad kümmern zu müssen. Ich möchte gerne mal wieder etwas anderes machen. Ganz abgesehen davon, dass meine Zeit jetzt auch berufsbedingt immer knapper wird."

Urlaub? Das Wort kennt der Abteilungsleiter des Turnverein Grambke, dessen Klub das Bad in Eigenregie betreibt, ohnehin nur noch vom Papier, ist für ihn schon eine gefühlte Ewigkeit her.

1995 war’s, als es ihn das letzte Mal in die Sonne zog. Danach wollte er als Student nicht wie alle bei Mercedes am Band stehen, um sich ein paar Taler hinzuzuverdienen, sondern suchte ein Jahr später die angenehme, aber auch deutlich schlechter bezahlte Alternative und landete daher am idyllischen Grambker See, dem er schon als Kind gegenüber wohnte.

"Eigentlich ein schöner Job, wenn der Sommer richtig gut verläuft. Aber wenn die Wettervorhersagen nur um die 18 Grad Celsius ankündigen, ich mir lange überlege, ob ich das Seebad überhaupt aufmache und dann nur zwei bis drei Badegäste kommen, dann macht das nicht gerade Spaß. Da wäre es natürlich schon besser, es schüttet einmal richtig von oben und dann überhaupt nicht mehr", zählt er eine Schattenseite seiner ehrenamtlichen Arbeit auf.

Die wollte er auch schon nach einem Jahr wieder aufgeben, sich den anderen schönen Dingen des Lebens widmen. "Aber als ich dann vor dem damaligen Seebadleiter Wolfgang Klopotek von Glowczewski stand, habe ich meine Zeit im Seebad - anstatt aufzuhören- sogar noch verlängert", rätselt er noch heute, wie ihm diese wundersame Wandlung passieren konnte.

Dem Seebad selbst konnte allerdings nichts Besseres passieren, denn als sich Wolfgang Klopotek von Glowczewski zur Jahrtausendwende von seiner zehnjährigen Seebadleitung zurückzog, hatte er sich mit Ralph Christian Schöttker längst einen adäquaten Ersatz herangezogen. Und der hat über die Jahre hinweg immer mehr neue Winkel und Ecken des Bades kennen gelernt, auch viele neue Ideen wie ein Sommerfest und den Umbau des Kiosks umgesetzt. "Inzwischen kenne ich aber wohl jedes Sandkorn", ist er sich sicher.

Das Seebad selbst verlässt er aber auch mit einem weinenden Auge, "da ich über die langen Jahre viele Kinder habe groß werden sehen und mir auch viele Leute ans Herz gewachsen sind." Daher stünde Ralph Christian Schöttker seinem Nachfolger auch mit Rat und Tat zur Seite, "falls der es wünscht."

Aber was muss der Neue überhaupt an Voraussetzungen mitbringen? "Erst einmal muss er gerne ehrenamtlich tätig sein, auch wenn es dafür ein kleines Entgelt gibt", erklärt Ralph Christian Schöttker. "Ansonsten braucht er keine Qualifikationen. Es ist jedoch erforderlich, dass eine Aufsicht im Bad ausgebildeter DLRG-Rettungsschwimmer ist", fügt er hinzu.

Für gut ein Jahr stünde seinem Nachfolger hierzu wohl immerhin noch Arne Hellmann als ausgebildete Aufsicht zur Verfügung. Und wenn sich kein neuer Leiter für das Grambker Seebad findet? "Daran möchte ich lieber nicht denken . . ." senkt der bisherige Seebad- Chef traurig den Kopf.



Interessenten an der Tätigkeit des Seebadleiters können sich direkt im Seebad bei der Schwimmaufsicht melden, sich per Email unter info um tvg-bremen.de an den TV Grambke wenden oder die Geschäftsstelle des TV Grambke unter der Bremer Telefonnummer 644 95 95 anrufen.