Yachtwerft Meyer
- Anschrift:
- Am Lesumdeich 8
- Tel.: 6449868 / 6448288
- Yacht- & Bootsbau, Reparatur, Lagerung, Lackierung
-
- Zwei in einem Boot: Der Geschäftsführende Gesellschafter der Yachtwerft Meyer GmbH, Jan Meyer, und seine Ehefrau und Prokuristin Michaela Meyer.
- Weser - Kurier vom 25. November 2007
Nicht nur Boote für den Five-o’-clock-Tea
Yachtwerft Meyer GmbH hat auch Windflügelformen und Flugzeug - Innenverkleidung im Programm
BREMEN-BURG. Jan Meyer ist 26, steht an der Lesum und ist nun stolzer Besitzer eines Grundstücks. Das Wasser und das Land vor dem Deich gehörten seinem Vater schon. Er hat jetzt Land auch hinter dem Deich gekauft - zurückgekauft, wie unsere Geschichte zeigen wird. Und Jan Meyer sagt: „Man kann ja die Welt umdrehen", steckt seine Nase in den Wind und macht sich keine Gedanken, ob und wenn, wie heftig der ihm ins Gesicht blasen wird. „Was soll schon passieren?' - und packt es an.
„Es" ist das, was heute, 13 Jahre später, die Yachtwerft Meyer GmbH ist: Ein mittelständisches Unternehmen am Lesumdeich mit zurzeit 30 Mitarbeitern, Ehefrau Michaela eingeschlossen, die als Kauffrau, Prokuristin und „Zahlendreherin" die Visionen ihres Mannes auf den Boden des wirtschaftlich Machbaren stellt. Auf dem Unternehmensgelände ansässig sind zudem sechs Betriebe mit 20 weiteren Mitarbeitern, die der Yachtwerft mit Motorenwerkstatt, Persening - Herstellung, Propeller- und Wellenbau, Schlosserei und Elektrik zuarbeiten. „An der Lesum werden wieder Boote gebaut, das hat Tradition und demnach Vorgeschichte." Genauer: Zwei Vorgeschickten.
Die alte Burmester-Werft
Die erste ist die der Burmester-Werft: 1920 am selben Orte begründet, war sie spezialisiert und hatte Patente auf unsinkbare Rettungsboote. Mit Aufträgen für die Überseeliner „Europa" und „Rex" kam der Durchbruch, und Burmester etablierte sich auf dem internationalen Markt. 1939 umfasste die Belegschaft 190 Mann, die während des Zweiten Weltkriegs auf 500 anwuchs.
Nach dem Krieg hielt sich die Werft mit dem Bau von Fischkuttern über Wasser, setzte Anfang der 50er dann aber auf Sportboote und holte nicht zuletzt mit der sagenumwobenen „Ashanti III" neue Aufträge auch aus den USA herein. Ein Foto dieser Yacht ziert heute noch Meyers Büro. Insgesamt liefen bei Burmester 500 Motorboote vom Stapel. Auch für die Bundesmarine wurde gebaut. Ein großer Auftrag zum Umbau von Minensuchbooten blieb 1978 dann allerdings ohne Anschluss. Otto Schürmann, seit 1971 alleiniger Inhaber, gab im folgenden Jahr auf und verkaufte schließlich das Unternehmen an Lürssen.
Übernommen wurde damals auch der Tischler und Bootsbauer Egon Meyer, der Vater von Jan. Den aber hielt es nicht lange bei Lürssen und - hier beginnt die zweite Vorgeschichte: Er entschloss sich 1981, sich selbstständig zu machen. Vater Meyer hatte 1966 die Tochter des Gastwirts Johann Imhoff geheiratet, der in direkter Nachbarschaft zum Werftgelände eine Gaststätte führte - im Familienbesitz seit 1909. Neben der Gaststätte boten Imhoff/Meyer Schuppen zur Winterlagerung von Booten an - Wartung und Reparaturen eingeschlossen - was Egon Meyer von seinem Arbeitgeber nach Feierabend ausdrücklich erlaubt war.
Vom Winterlager zur Werft
Das Geschäft lief, und 1985 kaufte Egon Meyer den Uferstreifen der ehemaligen Burmester-Werft
samt Slipanlage. Vater Meyer baute der steigenden Nachfrage wegen auf diesem Gelände eine Halle, kaufte stückweise das Gelände auf, das Burmester seinerzeit von Imhoff erworben hatte. Nach und nach wurde aus dem Winterlager für Boote und dem Reparaturbetrieb eine Bootswerft. Egon Meyer leitete den Betrieb bis 1994, ging dann in Pension und Sohn Jan wurde sein Nachfolger.
Auch Jan Meyer ist gelernter Bootsbauer. Nach der Bundeswehr war er unter ande¬rem ein Jahr auf der Fassmer-Werft und bestand 1991 seine Meisterprüfung. Seither war er bei seinen Eltern beschäftigt. Und schließlich sein eigener Herr: Geschäftsführender Gesellschafter der Yachtbau Meyer GmbH. Der Wassersport boomte in dieser Zeit und er plante eine Betriebserweiterung als Dienstleistungszentrum mit anderen Firmen: „Nach zähen Verhandlungen und viel Schweiß ist dieser Komplex entstanden."
Es kamen Reparaturaufträge von außerhalb. Und langsam wurden auch andere Bereiche erschlossen: Ausbau von Yachten und der Bau von Serienschiffen. Hinzu kam die Lieferung von Teilen an andere Yachtbauer, „die Schiffe drüben bei Lürssen und Abeking & Rasmussen wurden größer, und es kamen Anfragen von dort" .
Es lief also. Aber nicht selten wehte der Wind heftig von vorne. Jan Meyer wollte anbauen, eine neue Halle sollte entstehen und dafür musste die alte abgerissen werden. Doch die Umweltbehörde bremste, wollte wieder mehr Natur an der Lesum. Der damalige Senator Ralf Fücks (Grüne) sagte: „Erst die alten Standorte reaktivieren, bevor wir grüne Wiesen schaffen." Das sah Meyer auch so, vertrat die Meinung „Warum zu Karlchen gehen? Wenn der nicht spurt, gehe ich zu Karl" - und besuchte den Senator des Sonntags zum Tee. Plötzlich ging alles seinen Gang, behördlich korrekt, aber doch in gestraffter Form: „Innerhalb von 14 Tagen rollten die Bagger an! "
Die mussten auch anrollen, als 1997 die Halle abbrannte. Die Banken hielten zu Meyer und es wurde neu aufgebaut. Eine Halle, diesmal beheizt, um bei konstanter Temperatur Boote direkt lackieren zu können. Heute stehen auf dem 5000 Quadratmeter großen Gelände zwei weitere Hallen mit entsprechender Ausstattung.
Inzwischen hat sich die Werft auf das spezialisiert, was für die Großen „Hühnerfutter" ist: Bei- und Tenderboote aus Holz- und Faserverbundstoffen - kein Stahl mehr, oder Aluminium. „Das ist zurzeit ein großes Exportgeschäft, und wir liefern zusammen mit einem Vertriebspartner in Frankreich weltweit", denn Meyer denkt in Sachen Wassersport zunehmend überregional. Und liefert auf Bestellung, wenn es gewünscht ist, das perfekte Boot zum Five-o'clock-Tea im Schilf am Nilufer. Im Augenblick stehen sieben Stück in den Auftragsbüchern.
Das Bootsgeschäft läuft also, und trotz des schlechten Jahres" rangiert die Yachtwerft Meyer 2005 bei Betriebsvergleichen in der, Branche unter den besten dreien von 15 ausgewählten Betrieben. Für 2007 schätzt Meyer den Umsatz auf drei Millionen Euro. Inzwischen aber gibt sich Jan Meyer mit dem Wasser nicht zufrieden und setzt zum Flug an. Mit Jens Brandes gründete er 2005 das Unternehmen „fibretech", weil „wir das, was wir hier entwickeln und bauen, international schlecht als Produkt einer Yachtwerft anbieten können": Berechnung, Konstruktion und Fertigung von Faserverbundbauteilen für Sicherheitstechnik, Sondermaschinenbau und Luftfahrt.
„Schnelllaufende Maschinenteile aus Glas- oder Kohlefaser", wendet Meyer ein, „laufen zwar sehr gut, sind aber noch in den Anfängen'. Aber bei der Innenausstattung für Flugzeuge seien sie schon gut im Geschäft. „Bauteile liefern wir im Auftrag der Lufthansa für Privatjets." Für den Airbus gebe es „Versuche und Fertigungsideen". Diese „Fertigungsideen" haben das Gewicht von Balsaholz, sind hochbelastbar. „Versuchen Sie mal, das kaputt zu kriegen", fordert Meyer. Das geht nicht einmal mit dem Vorschlaghammer, wie es scheint.
Formen für Flügel
Beim dritten Standbein, das das Unternehmen aufgebaut hat. ist es der Wind, den sich Meyer zunutze macht. Für einen großen Windflügelhersteller stellt die Werft die Formen her. „In dieser Abteilung", strahlt Meyer, „ist Bewegung drin". Unter anderem hat sein Unternehmen an der Entwicklung eines Patents zur Beheizung dieser Formen mitgewirkt,
Jan Meyer sieht sich als jemanden, der „in einem vernünftigen Spiel gern die Trümpfe ausspielt". Er hat Ideen im Hinterkopf, will aus seinem Unternehmen noch mehr machen, hat keine Angst vor Neuerungen. In Bezug auf seine Mitarbeiter mag er es familiär. Er setzt auf ausführliches Besprechen und Diskutieren, damit Probleme gemeinsam verstanden und gelöst werden. Und er geht unkonventionelle Wege: Dass keiner seiner Auszubildenden aus Bremen kommt, daraus mag er keine allgemein gültigen Schlüsse ziehen. Aber er sucht eben Jugendliche - und an denen scheint es in der Stadt zu fehlen -, die von mehr als Probefahrten mit der Super - Yacht träumen. Er sucht diejenigen, „die irgendwie ins Bild passen'. Denn: „Das Können können wir euch beibringen. Nur das Wollen nicht! "
Neueste Kommentare