Zollstelle Burger Brücke
In der Zeit vor 1888 war Bremen ein Freihandelsgebiet, während das angrenzende Hannover dem Zollverein angehörte. Somit waren alle Waren in Burg unverzollt und billig zu kaufen, z. B. ein Pfund Salz für 3 bis 4 Pfennig, ein Pfund Kaffee für 50 bis 60 Pfennig.
Aber an der Lesum und besonders an der Burger Brücke war scharfe Zollkontrolle. Auf der gegenüber liegenden Seite der Lesum war ein Holzhaus, die Unterkunft der Zöllner. So konnten die „Hannoverschen“ billig „in’e Borg“ einkaufen, es war aber schwierig, diese Ware an den wachsamen Zöllnern unbemerkt zollfrei vorbeizubringen. Es war aber gestattet, von jeder Ware ein Viertelpfund zollfrei mitzunehmen. Wer eine grössere Menge heimbringen wollte, suchte sich dann in Burg Helfer. Besonders unternehmungslustige Jungen, die sich gern einige „Bontschen“ verdienen wollten, übernahmen diese Aufgabe gern und brachten die Viertelpfunde auf die andere Seite.
Not macht erfinderisch: Die Frauen trugen in besonders weiten Strümpfen den Kaffee oder Zucker oder hängten sich Beutel mit Salz oder sogar ganze Zuckerhüte unter die weiten Kleiderröcke. Sie wehrten sich mit viel Gezeter und Unschuldbeteuerungen einer genauen Leibesuntersuchung, die in solchen Fällen von der Frau des Zollaufsehers Schaper vorgenommen wurde.
Die Männer versuchten es, im grossen Stil zu schmuggeln. Der Schmied Pelleduhn hat sich hier besonders herausgetan. Wenn das Eis auf der Lesum hielt, dann wurde im grossen Stil geschmuggelt. Eine List half auch hier. Mehrere Männer taten sich zusammen, einer lief mit einem strohgefüllten Sack über die Lesum. Er lenkte damit die Zöllner auf sich, die sofort die Verfolgung aufnahmen. Dieses wurde von den anderen ausgenutzt, die schnell ihre Schmuggelware auf die andere Seite der vereisten Lesum brachten.
Es hiess, dass der alte Schneider Horstmann die fertigen Hosen, die er aus zollfreiem Stoff gemacht hatte, unter seine Alltagshose zog und so die Brücke überschritt und die Zöllner täuschte. Diese hatten die hochbeladenen Heuwagen besonders im Auge, durchstachen diese kreuz und quer mit langen Staken, denn hier konnte natürlich viel verborgen werden.
Die Torfbauern trieben es besonders schlimm. Bei ihrer Rückkehr ins Moor nahmen sie säckeweise Salz mit. Dabei kam es manchmal zu scharfen Konfrontationen mit den Zollbeamten, es gab sogar Tote. Wenn sie gestellt wurden, verliessen sie oft ihre Schiffe und flüchteten über Land. Schiffe und Ware wurden dann in dem Berend Meyerschen Hause versteigert. Trotzdem versuchten dieses immer wieder, denn der Verdienst im Lande war gering und hier konnte man gutes Geld verdienen. Es war alles recht abenteuerlich, dem Treiben wurde endlich mit dem Zollanschluss ein Ende bereitet.
- U. Boes
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