Grün und undurchsichtig schillert das Wasser. In einen Seitenarm am Westufer direkt neben Plassmeiers Grundstück hat der Wind den Algenteppich zusammen mit halb vermoderten Blätter und Ästen zu einer schlammigen Haufen zusammengeschoben. "So schlimm war es noch nie", schimpft Peter Plassmeier. Denn das vermeintliche Idyll ist abgesehen vom Gestank vor allem zu einer idealen Brutstätte für Millionen vom Mücken geworden, die bei jedem Schritt aus der Wiese emporstieben.

Der 66-Jährige ist hier, am Ufer des Grambker Sees, geboren und aufgewachsen. 1976 hat er das Haus direkt am Ufer gebaut. Und bis vor drei Jahren ist er noch regelmäßig im See geschwommen, immer im April war Anbaden. "Jetzt setze ich da keinen Fuß mehr hinein", sagt er. Der Rentner kennt das Wasser noch klar bis zum Grund, hat junge Fische schwärmen und unzählige Enten gründeln sehen. "Wir leben neben einem Schlammloch, das wie eine Kläranlage stinkt", ärgert sich Plassmeier.

Wie leblos liegt der See unter der warmen Frühlingssonne. Ihm geht schlicht die Luft aus. Die Quellen, die Frischwasser bringen sollten, sind unter Schlamm begraben. Der See ist überdüngt, ständig fallen Blätter und Äste ins Wasser und sinken auf den Grund. Die Wassertiefe liegt inzwischen nur noch bei zwei statt wie früher bei drei Metern.

Das Problem ist lange bekannt, spätestens, seit vor zwei Jahren hunderte toter Fische auf dem Wasser trieben, erstickt in den trüben Fluten. "Ausbaggern ist das Einzige, was hilft", sagt Plassmeier. Seit Jahren schon mahnen das Anwohner und Beiratspolitiker wie Agnes Müller-Lang (FDP) jüngst in einem Brief an das Umweltressort an. Die lapidare Antwort des Senats lautet: "Kein Geld." Lediglich der vom TV Grambke bewirtschaftete Badebereich war vor drei Jahren per Spundwand vom übrigen See abgetrennt worden, hatte ein neues Kiesbett und eine Filteranlage erhalten und gilt seither als sauber. "Dort kann man wieder bis auf den Grund gucken", sagte gestern Hans-Peter Weigel, Referatsleiter aus dem Hause des für die Badegewässer zuständigen Umweltsenators. Eine Sanierung des alten Sees würde hingegen 500 000 Euro kosten, eine Summe, die angesichts des Bremer Sparkurses nirgendwo in Sicht ist.

Einzige Hoffnung für die Plassmeiers und alle anderen Betroffenen ist nun ein Pilotprojekt im Oslebshauser Park. Dort wird seit diesem Jahr getestet, ob einem verschlammten Teich mit Bakterien beizukommen ist. "Es sieht vielversprechend aus", sagt Weigel. Dabei fressen die kleinen Helfer die organischen Bestandteile des Schlicks, das frei werdende Methangas wird zudem noch für die Stromerzeugung genutzt. "Wenn das Experiment erfolgreich ist, könnten wir das Verfahren auf den Grambker See übertragen", sagt Weigel. Erste Ergebnisse seien Ende des Jahres zu erwarten. Bis dahin soll bei Bedarf lediglich eine Belüftungsanlage installiert werden, sollte der Sauerstoffgehalt zu niedrig werden. "Derzeit ist er aber noch ausreichend gut", betont der Referatsleiter.