Burger Brückenbau ist ein Jahr im Verzug
VON KLAUS GRUNEWALD
Burg. Soviel steht schon jetzt fest: Es dauert viel länger als geplant, es wird teurer als kalkuliert und es drohen weitere Komplikationen. Bremens zurzeit größtes Straßenbauprojekt, die neue Brückenkonstruktion über die Lesum bei Burg, bereitet dem Amt für Straßen und Verkehr (ASV) sowie der beauftragten Stahlbaufirma ordentlich Probleme.
Ursprünglich sollte die stählerne Stabbogenbrücke im Frühjahr dieses Jahres fertiggestellt sein und für den Verkehr (rund 20 000 Fahrzeuge täglich) freigegeben werden. Doch von einer „zügigen Realisierung“, wie sie der Senat einmal vorgegeben hatte, mussten die Brückenbauer schon früh Abstand nehmen. Ihr ehrgeiziger Zeitplan geriet ins Wanken, als Stahlspundbohlen für das Trägerbauwerk der Ersatzbrücke im Flussbett keinen Halt fanden und in aufwendiger Schweißarbeit verlängert werden mussten. Dann zeigte sich das marode Skelett der 60 Jahre alten Konstruktion bockig und verhakte sich. Zudem drohte sie in sich zusammenzubrechen. Eine Vielzahl von stählernen Korsettstangen wurde eingeschweißt, um das zu verhindern.
Die verlorene Zeit sollte nach den Vorstellungen der Straßen- und Verkehrsbehörde wettgemacht werden, indem die Stahlbaufirma Heinrich Rohlfing aus Stemwede bei Detmold zusätzlich Arbeitskräfte einsetzte. Fachkräfte, die vor allem die in Teilen gelieferte neue Konstruktion an Land zusammenschweißen sollten. Die man aber nicht oder nur zeitweise entsandt habe, wie gestern aus dem Amt verlautete.
Inzwischen gibt es für Auftraggeber und Auftragnehmer eine neue Zeitrechnung. „Wir wollen die Stabbogenbrücke in der 36. Kalenderwoche über die Lesum schieben“, erklären der stellvertretende ASV-Leiter Ludger Schleper und Rohlfing-Projektleiter Matthias Spring übereinstimmend. Für diesen Arbeitsgang haben die Brückenbauspezialisten aus Nordrhein-Westfalen maximal zwei Tage eingeplant. Spring rechnet nicht mit Verzögerungen.
Die aber könnten bereits im Oktober in Form kalter Tage und Nächte eintreten. Schließlich reicht es nicht, die Stahlkonstruktion über den Fluss geschoben zu haben. Sie muss auf einer Gesamtbreite zwischen den Geländern von 17,20 Meter mit Fahrbahnen, Fuß- und Radwegen ausgestattet werden. Und die Versorgungleitungen für Gas, Wasser und Strom, aber auch die Glasfaserkabel für Nordbremens Geldautomaten unterhalb der Brücke sind auf beiden Uferseiten neu anzuschließen. Regen – möglicherweise auch erster Frost – können zu weiteren Verzögerungen führen.
Und zu weiteren Kosten. Die Rohre, durch die ganz Bremen-Nord mit Gas versorgt wird, dürfen zum Beispiel nicht abgeklemmt und neu angeschlossen werden, wenn die Temperatur unter plus sechs Grad sinkt. Das kann bedeuten, dass für die Gasversorgung auch dann noch ein Teil der Behelfsbrücke vonnöten ist, wenn der Verkehr schon über die neue Brücke rollt. Was wiederum zusätzliche Zahlungen auf das Konto der Firma Janson Bridge in Emmerich am Rhein nach sich ziehen würde.
Sie ist quasi Vermieter der Ersatzbrücke. Gleichwohl hofft Ludger Schleper, die neue Brücke Ende des Jahres für den Verkehr provisorisch freigeben zu können. Mit den restlichen Arbeiten werde man dann im Frühjahr 2013 fertig sein. Ein Jahr später als ursprünglich geplant.
6,5 Millionen Euro wollte Bremen für das Brückenbauprojekt in Burg hinblättern, das notwendig wurde, weil die alte Konstruktion den Schwerlastverkehr schon lange nicht mehr verkraften konnte und einzustürzen drohte. Geld, das das hoch verschuldete Bundesland eigentlich gar nicht hat, und das wahrscheinlich nicht ausreicht, um die tatsächlichen Kosten zu begleichen. Ludger Schleper verweist auf den Vertrag mit der Baufirma aus Stemwede, die das durch Zeitverzögerungen und andere Unwägbarkeiten aufgetretene Risiko trage. Dass sich die Mehrkosten auf 500 000 bis eine Million Euro belaufen könnten, wie auf der Baustelle kolportiert wird, will Schleper indes nicht bestätigen. Ebenso wie Rohlfing-Projektleiter Matthias Spring meint er: „Abgerechnet wird zum Schluss.“
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