Doch Schritt für Schritt soll alles passieren. Eins nach dem anderen. Da verweist Brandt darauf, ein Bremer zu sein. Jetzt wird erst einmal im kommenden Februar der Umzug des Unternehmens aus der Stadt nach Grambke verfolgt. Bis dahin muss das alte Bürogebäude mit dem roten Backstein, das früher einmal der Norddeutschen Hütte gehörte, umgebaut sein. Man hätte das Industriegebäude aus der Gründerzeit von 1909 einfach abreißen können. 'Wir wollten es aber erhalten', betont Brandt, spricht vom Charme, das Alte, Traditionelle und das Ökologische miteinander zu verbinden. 'Obwohl es von der energetischen Gesamtbilanz vermutlich sinnvoller gewesen wäre, es abzureißen', sinniert er.

Als 'Öko', wie er sich selbst bezeichnet, ist er schon im Zwiespalt, weiß aber inzwischen, 'dass der Umbau ein energetisch gutes Gebäude hervorbringen wird'. Gedämmt wird es von innen, denn die Originalfassade des Gebäudes soll erhalten bleiben. Innen bleibt kein Stein auf dem anderen. Erdgeschoss und erste Etage werden zu Büros für die Verwaltung und zu einem Bereich für die Monteure umgestaltet. Die Fenster sind neu, viel Glas bringt Helligkeit in den Bau. Damit werden Großraumbereiche in kleine Einheiten unterteilt.

Matthias Brandt stürmt die Treppen in den ersten Stock hinauf. Im Schlepptau folgt seine neue Mitarbeiterin Karola Kletzsch, die im Frühjahr in der Firma anfängt. Sie wird dann als Assistentin der Geschäftsleitung auch für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig sein. Ihr Chef, der Wirtschaftswissenschaftler, zeigt ihr schon mal ihren neuen Wirkungskreis und sein eigenes Büro, gleich in der Nähe. Etwas Phantasie braucht es, sich die späteren Räume auf der Baustelle vorzustellen, aber es ist schon zu erkennen, wie es hier bald aussehen wird, wenn die Bauarbeiter abgezogen sind: schick und modern.

Vom Fenster im zukünftigen Büro des Chefs fällt der Blick auf den Bagger, der gerade eine Halle zertrümmert. Die muss einer großen Freifläche weichen. Sie war Schrott, erzählt Brandt. Dieses Areal soll einmal als Lager dienen für die großen Teile der Windkraftanlagen. Sie werden von Mitarbeitern der Deutsche Windtechnik AG instandgesetzt oder repariert oder gewartet. Viel Platz, eine gute Verkehrsanbindung und Infrastruktur, der kleine Hafen und die Autobahn - all das waren unter anderem Gründe, den Hauptsitz in der Stadt aufzugeben und sich in Grambke anzusiedeln.

'Wir haben uns bewusst für Bremen entschieden', sagt Brandt, der aber auch vom Ambiente der alten Industriearchitektur auf dem Stahlwerke-Gelände total angetan ist. Bedenkt man, wie groß die Einzelteile einer Windkraftanlage sind, dann ist es mehr als einleuchtend, wenn er begeistert darüber ist, für den Transport keine öffentliche Straße benutzen zu müssen. Nur ein paar Meter vom neuen Firmengelände entfernt fließt die Weser, gibt es den kleinen Hafen. Per Schiff können die Teile auf dem Wasserweg transportiert werden.

'Wir kommen ins Spiel, wenn die Windkraftanlagen schon stehen', beschreibt Brandt das Aufgabengebiet des Verbundes von Dienstleistern - oder wenn sie abgebaut werden. Repowering wird zunehmend in Anspruch genommen. Kleine und alte Anlagen werden durch große, leistungsfähigere Windmühlen ersetzt. 'Die Altanlagen werden von uns überholt und wieder verkauft', sagt Brandt, ins Ausland. Nun kommt als Thema die Halle neben dem Bürogebäude ins Spiel.

Dafür soll sie zukünftig genutzt werden, für die Reparatur und Instandsetzung von Transformatoren oder Rotorblättern oder Generatoren. Doch verwaist ist sie zum jetzigen Zeitpunkt nicht. In Klassenräumen findet Unterricht statt. Die Edwin GmbH (Education und Wind), eine Tochter im Verbund der Deutsche Windtechnik AG, bietet hier Weiterbildungen und Umschulungen im Berufsbild der Windtechniker an. Das ist aber nur vorübergehend so konzipiert.

Bei der Führung durch die Halle zeigt Brandt auf einen Plan an der Wand. 'So ist es gedacht.' Nachdem sich also die Verwaltung häuslich im Bürogebäude niedergelassen hat, wird die Halle umgebaut. An den Seiten werden die großen und sehr alten und dünnen Glasfenster ersetzt, zugemauerte Fensterfronten und das Dach werden wieder geöffnet und auch verglast. Der Clou wird aber der neue Bürobereich an der Stirnseite des Gebäudes werden. Von diesen Büroetagen - die Abtrennung ist aus Glas - kann die Verwaltung künftig den Arbeitern in der Halle zuschauen.

Die Firmen-Verwaltung zieht nach Fertigstellung nämlich hierher um, für die Weiterbildung wird später das Bürogebäude nebenan genutzt. Bis Mitte des nächsten Jahres wird die Deutsche Windtechnik AG rund 10 Millionen Euro in dem Umbau, die Wiederbelebung der alten Halle sowie Technik und Maschinen investiert haben.

Wenig Aufwand musste bei einer weiteren kleinen Halle auf dem Gelände betrieben werden. 'Reinigen reichte', erzählt Brandt. Hier sollen mechanische Arbeiten an Rotorblättern vorgenommen werden. Damit sind die kurzfristigen Planungen umrissen. Unbedingt muss er aber noch die Keller zeigen. 'Wie Katakomben' sagt er doch die Führung ist nach kurzer Zeit zu Ende, weil es stockdunkel ist. Er bedauert sehr, keine Taschenlampe dabei zu haben, sonst hätte er noch mehr gezeigt. Also geht es von dem etwas unheimlich anmutenden Gewölbe wieder ans Tageslicht.

Die Fragen drehen sich um die Zukunft. Echt bremisch behält Vorstand Matthias Brandt die Bodenhaftung, auch als er auf die Visionen des Unternehmens mit 115 Mitarbeitern zu sprechen kommt, die eindeutig auf Wachstum und Weiterentwicklung ausgelegt sind. In Grambke soll ein modernes Technologiezentrum für erneuerbare Energien entstehen, 'ein Windtechnikzentrum'. Nach Ausbildung und Arbeit sollen die Bereiche Entwicklung und Forschung im Bereich der Windenergietechnologie hinzukommen.

Auch denkt man darüber nach, auf dem Firmengelände zu einer autarken Energieversorgung mit erneuerbaren Energien zu kommen. 'Das ist alles mittelfristig gedacht,' sagt Brandt. Und die beiden Windräder mit je 2,3 Megawattleistung, die 3000 Haushalte pro Jahr mit Strom versorgen können und gerade von der Firma in unmittelbarer Nähe des neuen Firmensitzes gebaut werden? ' Die nutzen wir für Schulungszwecke', sagt er, das sei ein Forschungsprojekt - und fügt das Wörtchen 'noch' hinzu.