Bremen. Statt eines Kohlekraftwerks, wie noch 2007 geplant, will die swb AG (früher Stadtwerke) in Mittelsbüren nun ein Gaskraftwerk zur Stromerzeugung bauen. Der Aufsichtsrat des Unternehmens habe die Mittel für die Planung freigegeben, die bremischen Behörden seien schriftlich informiert worden, "nun läuft das Genehmigungsverfahren an", sagte swb-Sprecher Christoph Brinkmann gestern. Der für die Genehmigung zuständige Bremer Bausenator Reinhard Loske (Grüne) begrüßte das 500-Millionen-Euro-Projekt.
In Mittelsbüren betreibt die swb AG nach Brinkmanns Worten derzeit ein sogenanntes Gichtgas-Kraftwerk (es verstromt Gas, das bei der Stahlproduktion von ArcelorMittal anfällt) und ein Steinkohlekraftwerk. Geht alles glatt, soll das neue Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerk (GuD-Kraftwerk) im Jahr 2013 in Betrieb gehen. Es wird mit Erdgas befeuert und produziert etwa 420 Megawatt.
Damit sei die neue Anlage von der Leistung und von den Kosten her etwa halb so groß wie das ursprünglich ins Auge gefasste Kohlekraftwerk, sagte Brinkmann. Laut swb nutzt ein GuD-Kraftwerk seinen Brennstoff vergleichsweise effizient aus und erreicht mit 58 Prozent den höchsten Wirkungsgrad unter den mit fossilen Brennstoffen betriebenen Anlagen. Moderne Kohlekraftwerke kämen dagegen nur auf einen Wirkungsgrad von etwa 45 Prozent.
Insgesamt liefert der Neubau nach Brinkmanns Worten etwa 1,3 Milliarden Kilowattstunden Strom jährlich. Das sei mehr, als alle Bremer Privatkunden verbrauchen. Rein rechnerisch decke die neue Anlage den Bedarf von 500 000 Haushalten mit durchschnittlichem Verbrauch. 40 Prozent des Stroms, den das neue Kraftwerk produziert, verkauft die swb AG an die Deutsche Bahn (DB). Der Bremer Versorger beliefere die Bahn schon seit 1964 mit Strom, erklärte Brinkmann. Bundesweit fahre rein rechnerisch etwa jeder zehnte DB-Zug mit Strom, der in Bremen produziert worden ist.
Schon jetzt, sagte Brinkmann weiter, decke die swb AG fast den gesamten Stromverbrauch in Bremen und Bremerhaven mit Hilfe der eigenen Anlagen. Nur etwa zehn Prozent des Bedarfs werde dazugekauft. Mit dem neuen Kraftwerk werde in Bremen dann mehr Strom erzeugt als genutzt.
Bis Mitte 2010, so die jetzige Planung, soll das Genehmigungsverfahren für den Neubau abgeschlossen sein. Die Bauzeit liegt nach swb-Angaben bei drei Jahren. Das bedeutet, dass das Kraftwerk 2013 ans Netz gehen kann. Die Gas-Mengen, die die neue Anlage benötige, habe sich die swb in langfristigen Verträgen gesichert, sagte Brinkmann. Für die Belieferung könne die vorhandene Hochdruck-Leitung genutzt werden.
"Wir begrüßen die Pläne der swb", sagte Loskes Sprecher Michael Ortmanns. Mit fast 60 Prozent sei der Wirkungsgrad sehr hoch. "Wir hätten uns zusätzlich noch eine Wärmenutzung gewünscht. Aber das war nicht möglich." Unterm Strich bedeuteten die jetzigen Pläne eine deutliche Verbesserung gegenüber dem ursprünglich vorgesehenen Kohlemeiler. Dem Vernehmen nach wäre eine zusätzliche Ausnutzung der Abwärme, um den Wirkungsgrad weiter zu steigern, zu teuer geworden.
Nach langer, kontroverser Debatte hatte die swb AG die Pläne für ein neues Kohlekraftwerk Anfang August 2007 gekippt. Das Unternehmen gab dafür rein wirtschaftliche Gründe an. Die Kosten für Block 21, ursprünglich mit fast einer Milliarde Euro kalkuliert, seien im Lauf der Zeit deutlich gestiegen, hieß es. Allerdings hatten sich auch SPD und Grüne, die nach der Bürgerschaftswahl im Mai 2007 die Regierung bildeten, gegen den Kohlemeiler ausgesprochen.
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