Die Yachtwerft Meyer ist der Kern des "Wassersportzentrums Lesumdeich", das sich auf dem Gelände der einstigen Burmester-Werft über die Jahre entwickelt hat. Mehrere Kleinbetriebe, die zum Beispiel Propeller und Wellen bauen oder Persenige nähen, arbeiten dort der Werft zu. Jan und Michaela Meyer stehen seit 1994 an der Spitze der Firma, deren Grundstein der frühere Burmester-Tischler und -Bootsbauer Egon Meyer gelegt hatte.

Auch Jan Meyer ergriff den Beruf des Bootsbauers und trat in die elterliche Firma ein, der er seit 1994 als geschäftsführender Gesellschafter vorsteht. Zum konventionellen Geschäft des Yacht- und Bootsbaus für Privatkunden trat bald die Zulieferung von Ausbauteilen für die Branchenriesen Lürssen und A&R. Frühzeitig erkannten die Meyers die wachsende Bedeutung von Faserverbundstoffen für den Schiffbau, aber auch darüber hinaus. Die Entwicklung von Faserverbundprojekten mündete schließlich in die Gründung der separaten Firma namens "fibretech composites", die diese Aktivitäten bündelt. So werden am Lesumdeich inzwischen auch Formen für den Bau von Windkraft- Rotorblättern hergestellt. "Wir haben inzwischen sogar ein Patent für die Beheizung solcher Formen erworben", erfährt man vom Geschäftsführer. Die Auftragsbücher sind gut gefüllt, zuletzt kam eine Order von Eurocopter über Formen für Rotorblätter hinzu.

Milliardäre sind Jan und Michaela Meyer darüber noch nicht geworden, doch sie dürfen zumindest welche beliefern - mit Tenderbooten für Mega- Yachten, auch aus Verbundstoffen. Die Superreichen dieser Welt brauchen sowas, denn beim Kreuzen vor Karibikinseln muss man schließlich mal zum Strand übersetzen können.

"Wir haben den Eintritt in diese internationalen Märkte geschafft", kann Jan Meyer von sich sagen. Seine Frau ergänzt: "Wenn mir vor fünf Jahren einer gesagt hätte, dass heute 80 Prozent unserer geschäftlichen Konversation auf Englisch stattfindet, hätte ich das nicht für möglich gehalten."

Für den Beiratsvorsitzenden des Wirtschafts- und Strukturrates, Jörg Kastendiek, ist die Yachtwerft Meyer ein herausragender Vertreter des Bremer "maritimen Clusters", also jener Ansammlung von Werft- und schiffbaunahen Betrieben mittelständischen Zuschnitts, die in den vergangenen Jahren beachtliche Zuwächse verzeichneten und technologisch führend sind. Angesichts der Erfolge, die das Grambker Unternehmen seit 1994 erzielt habe, wage er gar nicht vorauszusagen, "wo Sie in weiteren 14 Jahren stehen", so Kastendiek an die Adresse der Inhaber.

Michaela Meyer hat da recht konkrete Vorstellungen. Auf gut und gern 50 Beschäftigte könne das Unternehmen noch wachsen, es werde allerdings "auch in Zukunft ein Familienbetrieb bleiben". Einzige ernsthafte Wachstumsbremse sei derzeit der eklatante Fachkräftemangel. Man könne sofort fünf erfahrene Bootsbauer - gern auch weibliche - einstellen. Doch die seien schlicht nicht zu finden, weshalb man verstärkt auf eigene Azubis setze.