"Ein Abenteuer war es nicht", stellt Günter Wendelken seinen Einstieg in die Gasthausszene klar. Er kannte das Lokal an der Grambker Heerstraße - als Gast. Erfahrungen in der Gastronomie hatten indessen weder er noch seine Frau. Gelernt hatte der 1939 geborene Grambker den Beruf eines Feinblechners. Später wurde er Schirrmeister bei der Bundeswehr, daran schloss sich ein Zwischenspiel als Hafenspediteur an. Und 1968 übernahm er mit seiner aus Bruchhausen-Vilsen stammenden Frau die traditionsreiche Gaststätte, deren Wirtin sich aus Altersgründen vom Zapfhahn verabschiedet hatte.
"Eine Umstellung war es schon", erzählt Günter Wendelken: "Der Tag wurde ein bisschen länger." Und der Schankraum wurde das Wohnzimmer der Wendelkens, in dem sie die meiste Zeit ihres Lebens verbrachten. Für ihre beiden Kinder war die Welt um die Theke freilich tabu.
Die Wendelkens setzten die Tradition der Gaststätte als Treffpunkt von Sportvereinen, Klubs, Verbänden und geselligen Stammtischen in Grambke fort, führten aber auch Neuerungen ein. So krempelte Hanna Wendelken in der Küche die Ärmel hoch und erweiterte die Speisekarte, die zuvor nur aus Bockwurst und Mockturtle bestand. "Die Handballer des TV Grambke waren die ersten, die zum Essen kamen", erinnert sich Hanna Wendelken. Heute finden die Gäste im Grambker Traditionshaus gutbürgerliche Kost und auf Familienfeiern ein Buffet mit allen gewünschten kulinarischen Leckereien und Spezialitäten.
Eines ist bei allen Veränderungen geblieben: "Unser Schaschlik stellen wir immer noch selbst her", betont Günter Wendelken. Der prominenteste Gast bevorzugt indessen "Hannas Bratkartoffeln", wie der Wirt ein wenig aus dem Nähkästchen plaudert: Bürgermeister Jens Böhrnsen kommt seit 20 Jahren ab und zu vorbei. Schon sein Vater Gustav, ebenfalls Politiker und Betriebsratsvorsitzender der AG "Weser", gehörte zu den Stammgästen: "Der Betriebsrat hielt seine Vorstandssitzungen bei uns ab", erzählt Günter Wendelken.
Zahllose Feiern hat das Ehepaar Wendelken in den vergangenen vier Jahrzehnten in der Gaststätte "Am Waldrand" ausgerichtet, eine ist dem Wirt im Gedächtnis haften geblieben, eine russische Trauerfeier mit 120 Gästen, die Trauerlieder ihrer Heimat anstimmten.
Wer die Gaststätte "Am Waldrand" aufsucht, kann eine kleine Geschichtslektion in Heimatkunde nehmen: An einer Wand hängen Bilder und Fotos von Alt-Grambke - Geschenke von Stammgästen. Zu sehen sind unter anderem frühere Ansichten aller Grambker Schulen und auch historische Aufnahmen vom Gasthaus selbst, dessen ältester Baukern aus dem Jahr 1883 stammt. Es beherbergte zuerst eine Bäckerei. Die Enkelin des damaligen Bäckers, Änne Lübbers,wohnt immer noch in dem Haus und ist auch mit 83 Jahren eine wertvolle Hilfe für das Gastwirtehepaar Hanna und Günter Wendelken. "Ohne sie und einige weitere Helferinnen wäre es vielleicht nicht gegangen", würdigt der Gastwirt die Unterstützung, die er in den vergangenen vier Jahrzehnten bekommen hat.
Viele Pokale auf einem Regal in der Gaststätte zeugen von den sportlichen und geselligen Aktivitäten der Stammgäste. Sportler, Angler und Skatklubs treffen sich regelmäßig in dem Haus. Mit den Stammgästen fühlen sich die Wendelkens freundschaftlich verbunden, haben etwa mit einem Knobelklub bereits Reisen nach Paris und Rom unternommen, begleiten die Knobelfreunde im Herbst auf einer Donaukreuzfahrt.
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