Die Olympischen Spiele in Peking, wer will da schon hin? Wangerooge ist angesagt, zumindest bei den Nachwuchssportlern des Turnvereins Grambke! Elf Grambker "Olympioniken" haben sich anstatt in die smoggeplagte Hauptstadt Chinas zu fahren an die gesunde Seeluft der Nordseeinsel begeben, um beim Jugendlager des Klubs ihre Strandolympiade auszutragen.

Eine pflegeleichte Gruppe

"Ich will toben und lange aufbleiben", lautet die persönliche Zielvorgabe von Tobias Rathjen schon bei der Anreise. Die leichten olympischen Ringe unter seinen Augen verraten dabei beim Zwischencheck, dass er sein Vorhaben nicht nur medaillenreif umgesetzt hat, sondern dass auch die Stimmung im "olympischen Dorf", dem Westturm der Insel, prächtig zu sein scheint. Dennoch bleibt natürlich alles immer schön im Rahmen: "So eine pflegeleichte Gruppe, die wünscht man sich immer", ist die Herbergsmutter Hildegard "Hella" Wilke- Schulken vom Benehmen der Truppe begeistert.

Und sie kennt ihre "Pappenheimer" ganz genau: Seit 1979 steuert der Nordbremer Traditionsverein ihre Jugendherberge im Westturm ununterbrochen an, insgesamt feiert das Grambker Ferien - Jugendlager sogar sein 40-jähriges Jubiläum. "Mir ist nicht bekannt, dass in Norddeutschland irgendeine Institution oder ein Verein so etwas Jahr für Jahr durchführt. Seit 17 Jahren sogar ohne öffentliche Zuschüsse", erzählt Werner Koop, der das Ferien - Jugendlager des TV Grambke organisiert, nicht ohne Stolz. Über 1200 Kinder hat der Nordbremer Traditionsverein über die Jahre in die sportlichen Ferien geschleust, viele davon sind im TV Grambke inzwischen in verantwortliche Positionen geschlüpft oder spenden zugunsten des Lagers in den Grambker Jugendpflegefonds, der die Fahrt mit erklecklichen Beträgen unterstützt. Zum Dank erhalten die Spender alljährliche Grüße der Jugendlichen von der Insel: Diesmal 42 Briefe.

Nach den Dankschreiben geht für die Jungen und Mädchen, diesmal im Alter von acht bis dreizehn Jahren, auch schon der Siebenkampf weiter: Strandfigurenbau, Wasserstaffel, Murmelbahn, Schwindelstaffel, Ringzielwurf und Standweitsprung stehen auf dem Programm. "Das Beste ist allerdings das Ringtennis", meint Merle Maack, die zum fünften Mal in Folge den Urlaubsanfang ohne Eltern genießt und damit die erfahrenste "Wahl-Insulanerin" ist. Mit ihrer Meinung steht sie unter den Teilnehmern allerdings nicht alleine da, die außerdem noch den Dogdeball, eine Art Völkerball, besonders bevorzugen.

"Der TV Grambke garantiert, dass hier nie Langeweile aufkommt und alle in Bewegung sind", verrät Werner Koop das nunmehr 40-jährige Erfolgsrezept des Jugendlagers. Für Oliver Röhrs, der die Gruppe nun schon im achten Jahr in Folge als verantwortlicher Leiter begleitet, und seine ihn unterstützende Frau Claudia kein Problem, auch "wenn das Wetter in diesem Jahr so schlecht ist wie nie zuvor." Die geringe Größe der Gruppe kommt ihnen dabei entgegen, schweißt alle Teilnehmer schnell zusammen und sorgt für beste Laune. "Etwa alle acht Jahre haben wir solch einen altersbedingten Umbruch. Danach greift die Mundpropaganda und die Fahrten werden wieder voller", weiß Olli Röhrs aus Erfahrung. Er hat die sechs Jungen und fünf Mädchen in den zehn Tagen mit einer Inselrallye, Fahrradtour, Inselumwanderung, Nachtwanderung und einer Kutterfahrt zu den Seehundbänken weiter bei Laune gehalten. Als Belohnung für den Widerstand gegen das Schmuddelwetter verteilte er an alle Teilnehmer außerdem noch

eine "Wetter-Trotz-Urkunde".

"Es folgen nach solchen Phasen auch die Zeiten, in denen wir Teilnehmern absagen müssen, weil wir zu viele Anmeldungswünsche vorliegen haben", geht auch Werner Koop wieder von einer Steigerung der Mitfahrerzahl aus. Philip Gottschalk will auf alle Fälle wieder mit, wenn es im kommenden Jahr wie gewohnt ab den zweiten Ferientag die 161 Stufen per pedes hinauf auf den Westturm der Insel geht. Ob er es dann im fünften Anlauf schafft, beim "Roten Faden", einem Spiel, bei dem die ganzen Tage hindurch gepunktet werden kann, endlich einmal die letzten drei Ränge zu verlassen? "Natürlich werde ich es wieder versuchen, aber irgendwie ist es für mich schon Tradition, dass ich hier das Schlusslicht bilde", meint der diesmal Zehntplatzierte und lacht.