Dunge
Brickenmahlzeit auf der Großen Dunge
Nach einem furchtbaren Deichbruch bei der sogenannten Allerheiligenflut am 1. November 1570, wobei das ganze Werderland überschwemmt wurde, mußten die Niederbürener schweren Herzens den Deich aufgeben (den Spaten stecken). Auch das Kloster Corvey, das als Gutsherr zum Beistand verpflichtet geweseb wäre, vermochte nicht die erforderliche Hilfe zu bringen.Somit verloren die Niederbürener Bauern nach dem harten Deichgesetz "Wer nicht will dieken, de mott wieken!" ihre Feldmark an die anliegenden werderländischen Dörfer Lesumbrok, Dunge, Grambke, Oslebshausen und Mittelsbüren.
Diese Bauernschaft, die gleichermaßen durch die offene Deichlücke gefährdet waren, behoben in gemeinschaftlicher Arbeit den Schaden und wurden damit Eigentümer der Feldmark Niederbüren. Keineswegs konnte jeder Hergelaufene den Spaten ziehen. Die Gemeinde ließ nur zu, daß jemand zug, der seine Verpflichtungen auch nachkommen konnte. Um die nun landlosen Bauern nicht auch noch heimatlos zu machen, wurde der Hauptteil der Feldmark Niederbüren zur "Brickenweide", und jeder von ihnen erhielt von den neuen Eigentümern eine Kuhweide zugeteilt. Für die Benutzung der Weiden wurden Marken, sie sog. "Bricken", in Form eines kleinen viereckigen Brettes mit eingebranntem Bremer Schlüssel und der betreffenden Jahreszahl vergeben und den Rindern um den Hals gehängt. Es wurde kein Vieh ohne solche Nummerntäfelchen zugelassen.
Die Verteilung fand alljährlich im Frühjahr 250 Jahre lang auf der symbolträchtigen Wurt "Große Dunge" (1747 bis 1760 auf der Kleinen Dunge) bei einem üppigen Essen, der "Brickenmahlzeit", statt. Zur Beaufsichtigung dieser Amtshandlung stellte sich in den Jahren 1790 bis 1796 auch der kurhannoversche Oberhauptmann Adolph Freiherr von Knigge (auch als Schriftsteller bekannt durch sein Lehrbuch "Über den Umgang mit Menschen", 1788) im Werderland ein. Ihm unterstand auch das Kirchenwesen in den Bremen benachbarten Dörfern.
Gelegentlich der Brickenverteilung am 25. Mai 1831 machte der damalige Landherr Schumacher bei den versammelten Brickenweideninteressierten die Einrichtung einer großen gemeinschaftlichen Wasserschöpfmühle zum Vorschlag und fand allseitige Zustimmung. Hierzu sei abschließend erwähnt, daß der Bau der Mühle im April 1833 an dem Niederbürener Sandfelde, wo der Oslebshauser Landweg mündet, vollendet wurde und daß sie zu diesem Zeitpunkt ihre Arbeit aufnahm. Die Schöpfeinrichtung der Mühle bestand aus 2 Schnecken von 8,68m Länge und 1,74m Durchmesser.
- RM
- Aus "Werderland und umzu" 1998 von Wilfried Hoins
Neueste Kommentare