Zwangsarbeit in der Bremer Stahlhütte
BREMEN - „Uns hat erschüttert, dass dort, wo wir jeden Tag gearbeitet haben, ein KZ-Außenlager gewesen ist.“ Bei ihren jahrelangen Geschichts-Recherchen zum Thema Bremer Stahlhütte sind Eike Hemmer und Robert Milbradt immer wieder auf Ungeheuerliches gestoßen.
So auch auf vier Pappkartons mit grünen Karteikarten, die jahrzehntelang in einem Aktenschrank im Lohnbüro standen. Was für ein bedeutsamer Fund das war, erschloss sich den beiden Autoren nach und nach: Auf den Karten standen die Namen von mehr als 1400 ausländischen Frauen und Männern, die zwischen 1938 und 1945 auf der damaligen Norddeutschen Hütte in Bremen gearbeitet haben – die meisten von ihnen als Zwangsarbeiter.
Aus den Karten und aus Gesprächen und Dokumenten ist ein Buch entstanden, das jetzt im Verlag Edition Temmen erschienen ist: „Bei ‚Bummeln‘ drohte Gestapohaft – Zwangsarbeit auf der Norddeutschen Hütte während der NS-Herrschaft“. Seit 1982 erforschten Hemmer, Milbradt und weitere Kollegen die Geschichte der Stahlhütte, der Zwangsarbeit und des KZ-Außenlagers Riespott.
Für beide war das auch eine Auseinandersetzung mit der Generation ihrer Väter. Hemmer: „Bremen war überzogen mit einem Netz von Lagern. Das bedeutete, dass niemand sagen konnte, er habe Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge nicht gesehen.“
In ihrem Buch beschreiben Hemmer und Milbradt die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Zwangsarbeitern. So gab es drastische Strafen, die hungernde Arbeiter davon abhalten sollten, Lebensmittel zu stehlen. Ein Zwangsarbeiter aus der Ukraine etwa, der sich Milch aus der Kanne eines Bauern abgezapft hatte, kam dafür ins Konzentrationslager Neuengamme.
- Text und Bild: NWZ online
- RM
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