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Die Wümme an der Seite durch die Wiesen

Die Wümme an der Seite durch die Wiesen
Von Ulrike Schumacher

Lilienthal - Blockland. Ob das so eine gute Idee war? Doch für diese Frage ist es jetzt zu spät. Mitten auf dem Wasser, wo ein Boot die Brücke ersetzt. Es schaukelt ein bisschen, der Fährmann muss das mulmige Gefühl, das mich beschleicht, von meinem Gesicht abgelesen haben. Er schmunzelt. Rüber kommen sie alle, ha ha! Nur wie? Wenn der Kahn jetzt mal umkippt, bin ich pudelnass und mit mir das ganze Gepäck. Ich seh schon meine Tasche mit dem Proviant die Wümme hinunterfließen, das Fahrrad wird auf den Grund sinken, und die Kamera kann ich dann wohl auch vergessen.

Man sollte sich nicht so viele Gedanken machen. Schon gar nicht, wenn man sich dafür entscheidet, die geplante Radrundtour über den Truper Deich, den Höftdeich und durch das Blockland auf halber Strecke abzukürzen. Die Gaststätte Wümmeblick am Höftdeich bietet einen Fährdienst ans andere Ufer an.

Ich bin nicht die Erste, die mit einem Drahtesel ins Boot klettert. Seit Jahren kann man hier auf diese Weise die Wümme überqueren. Und es ist - zugegeben - ein schönes Erlebnis, dem plätschernden Wasser so nah zu sein und der Anlegestelle entgegen zu schaukeln. Schwalben sausen vorbei, und in der Ferne ruft der Kuckuck.

Der Fluss als Wegweiser

Begonnen hat die Tour beim Borgfelder Landhaus. Das Wetter ist herrlich, die Arbeit ruht. Also nichts wie rauf auf den Fahrradsattel und hinaus in die schöne Natur vor den Toren Lilienthals. Immer entlang an der Wümme, die sich gemächlich durch die grünen Wiesen schlängelt. 30 Kilometer warten darauf, erradelt zu werden.

So lang ist die Rundtour bis zur Wümmebrücke an der Ritterhuder Heerstraße und auf der anderen Flussseite wieder zurück, wenn man zwischendurch nicht die Fähre nutzt. Die Strecke ist gut ausgeschildert, aber eigentlich bietet der Fluss schon Orientierung genug. Rund drei Stunden braucht man für den Ausflug. Aber es lohnt sich, mehr Zeit einzuplanen, weil es auf der Strecke viele einladende Gelegenheiten zur Einkehr gibt. Und zahlreiche Plätze, die es wert sind, eine Rast im Gras einzulegen.

Gegenüber dem Borgfelder Landhaus biege ich in den Truper Deich ein, der später Höftdeich heißt, überquere beim Jan - Reiners - Weg die neue Lilienthaler Entlastungsstraße und radele geradeaus auf holprigem Kopfsteinpflaster vorbei an grasenden Pferden und weidenden Kühen. Ruppelig ist es auf dieser Strecke öfter. Mal schüttelt Kopfsteinpflaster den Ausflügler, mal sind es Klinkersteine und später die Nahtstellen der Betonplatten, die den Wirtschaftsweg bilden.

Zwischendurch kommt einem manchmal aber auch glatter Asphalt unter die Räder. Komplett glatt wird es erst auf dem Rückweg laufen, wenn die Radtour durch das Blockland führt, weshalb die Strecke dort auch bei Inlineskatern so beliebt ist. Dann darf auch der Blick weit schweifen. Auf dem Truper Deich und dem Höftdeich geht das nur in eine Richtung. Sehe ich nach links, bleiben die Augen an der grasgrünen Wand des schützenden Deiches hängen, weil die Straße an dessen Fuß verläuft.

Rückweg über die Deichkrone

Wer jetzt schon mal auf die Flusslandschaft mit dem dichten Schilfwald und den hohen Gräsern schauen möchte, muss anhalten und den Deich hinaufsteigen. Oder die erste Rast mit Bewirtung einlegen. Das Restaurant zur Schleuse belohnt von der Terrasse aus mit einem herrlichen Blick auf die Wümme. Inmitten eines breiten Außendeichgeländes schlägt der Fluss einen sanften Bogen. Schon an dieser Stelle könnte man sich übrigens mit einem Boot ans andere Ufer bringen lassen.

Auch wenn dieser Teil der Tour für Radfahrer nicht auf der Deichkrone verläuft - reizvoll ist er trotzdem. Es scheint, als würden sich die Bauernhäuser auf der anderen Seite der Wümme, von denen man nur das mächtige Reetdach erspäht, Schutz suchend gegen den Deich ducken. Zur rechten Seite schweift der Blick übers Sankt Jürgensland.

Ein Greifvogel steigt mit behäbigem Flügelschlag von einer abgemähten Wiese auf. In den Kolken, den Spüllöchern früherer Deichbrüche, gedeihen seltene Pflanzen und Wassertiere. Frösche quaken, Wind streicht über die Gräser und rauscht in den Ohren. Pappeln rascheln. Bald gesellt sich am Wegesrand zur beeindruckenden Natur anmutige Kunst. Die Galerie Höftdeich zeigt donnerstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr wechselnde Keramikausstellungen.

Zwei Gasthäuser und ein Melkhus weiter liegt die Wümmebrücke vor mir. Es geht zurück. Zweimal links abbiegen und schon ist man auf dem Weg durch das größte zusammenhängende landwirtschaftliche Gebiet Bremens. Durch Wasserhorst, Wummensiede, Niederblockland und Oberblockland. Rund 14 Kilometer auf dem Deich entlang, von wo aus man einen faszinierenden Blick auf Wasser und Wiesen hat.

Die Heimat von Schwänen, Graureihern, Fischottern und dem Wachtelkönig. Vorbei an Fachwerkhäusern mit Bauerngärten, in denen es üppig und farbenfroh blüht. Holzbänke und Tische laden auf dieser Strecke immer wieder zum Verweilen ein. Kunst gibt es auch auf dieser Seite der Wümme - in Kaemenas Hofgalerie.

Dazu kann man sich selbst gemachtes Bio - Eis schmecken lassen. Und wer es mag, lässt den Tag deftig ausklingen. Mit Bratkartoffeln und Knipp im Biergarten an der Wasserkante. Bevor es nach Kuhsiel links abgeht auf den Kreuzdeich und den Borgfelder Deich. Von hier aus noch einmal links über die neue Jan - Reiners - Brücke und kurz danach wieder rechts in den Truper Deich bis zum Borgfelder Landhaus.



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