Standard-Wagenmodell
INFO
Hier ein entstehendes Holzrad
- Diese Wagen wurden vom örtlichen Handwerkern (Stellmacher in Zusammenarbeit mit dem Schmied) angefertigt. Das ganze Gefährt war aus Holz gebaut. An Stellen zu erwartenden Verschleißes oder sonst hoher Beanspruchung, mit Eisen verstärkt.
- Die Räder, wobei die hinteren einen größeren Durchmesser als die vordern hatten, waren als Speichenräder ausgeführt. Die Nabe bestand aus geschichtetem Holz, in älterer Zeit ohne Metallbuchse, was besonder Sorgfalt bei der Wartung der Schmierstellen erforderlich machte. In die Nabe waren die Zapfenlöcher für die Speichen eingestemmt. Das geschah von Hand, es gab jedoch auch "Stemmmaschinen". Diese schnitten die Zapfenlöcher mit einer Sägekette. Die Nabe war, um ein zerbrechen zu verhindern, beidseitig durch Eisenreifen verstäkt.
- Der Radkranz "Felge" war segmentiert. Die Holzfasern der Kranzsegmente verliefen radial, folgten der Drehrichtung. In die Segmente waren Zapfenlöcher, entsprechend denen in der zugehörigen Nabe gestemmt / bzw. gebohrt. Die Speichen hatten einen ovalen Querschnitt. An beide Enden waren die Zapfen angearbeitet.
- Wenn das Rad zusammengesetzt war, mußte der Rundlauf hergestellt werden. Diese anspruchvolle Arbeit wurde regelmäßig mit Handhobel ausgeführt, konnte aber auch mit einem Abrichter, einer Hobelmaschine, erledigt werden. Dazu wurde das Rad drehbar oberhalb der Messerwelle aufgehängt und gegen die Drehrichtung der Messerwellle bewegt. So gut bekam das sicher keiner mit dem Handhobel hin.
- Auf das fertige Rad zog der Schmied den Eisenreifen auf. Sein Innendurchmesser mußte etwas geringer als der Aussendurchmesser (Überdeckung) des Radkranzes sein. Der Eisenreifen wurde aus speziellem abgerundeten Flacheisen hergestellt. Die Enden ausgeschmiedet, überlappt zusammengefügt und vernietet, oder feuerverschweißt. Dann im Feuer rundum gleichmäßig erhitzt, wodurch der Reifen sich ausdehnte. Anschließend wurde er, noch heiß, über den Radkranz gezogen. Nach dem abkühlen "saß" der Reifen.
- Der Wagenkasten hatte schräg stehende Wände, die von kräftigen Kanthölzern gestützt wurden. Hinten und vorn schlossen eingepaßte Schotten den Laderaum ab. An die Vorder- und Hinterachsschemel waren Kannthölzer angearbeitet, in die das Verbindungskanntholz eingelegt und jeweils einem Steckbolzen gesichert wurden.
- Ein zweiter Wagen konnte angehängt werden. Um das zu ermöglichen hatte der Hinterachsschemel rückwärtig eine Art Kupplung angebracht, in die bedarfsweise ein Kantholz eingelegt wurde, was anderen Endes in die Deichselaufnahme des zweiten Wagens kam.
- Zum Heu bzw. Getreide vom Feld her einzufahren, legte man auf den Wagenkasten Rahmen aus Quer- und Langhölzer auf. Dadurch entstand eine Ladefläche von Wagenlänge und einer den Radaußenseiten entsprechenden Breite.
- Regelmäßig mußten Achsen und Drehschemel geschmiert werden. Dazu wurden die Räder abgenommen und Fett auf die Achsstummel aufgetragen. Umein Rad abzunehmen mußte ein Splint gezogen, die Kronenmutter und eine Beilaufscheibe entfernt werden. Beim Drehschemel reichte es die Vorderachse zu schwenken um an die Reibflächen heran zu kommen.
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