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In Sichtweite von Wümme und Hamme

In Sichtweite von Wümme und Hamme
Von Sabine v. der Decken

Worpswede·Lilienthal. Die Tour entlang von Wümme, Wörpe und Hamme fordert einiges von dem Fahrradfahrer. Mit 46 Kilometern ist sie nicht nur die längste der von der Worpsweder Gästeinformation empfohlenen Touren, sondern auch intellektuell wird der Radfahrer immer wieder auf die Probe gestellt. Vorweg sei gesagt, dass sich die Worpsweder Radtouren nicht allein anhand der von der Gästeinformation herausgegebenen Karte erschließen lassen, die Karte gibt allenfalls eine grobe Orientierung, da Straßen auf ihr nicht namentlich verzeichnet sind. Daher kann für Ortsunkundige die blaue Tour zu einem Erlebnis werden und in der einen oder anderen Sackgasse enden.

Das Prinzip der Ausschilderung beruht darauf, nur Richtungsänderungen anzuzeigen, wenn überhaupt. Im Klartext bedeutet dies, dass Fahrradfahrer, die an einer beliebigen Stelle in die Tour einsteigen möchten relativ auf sich selbst gestellt sind. Durch diese sparsame Beschilderung heißt es ganz besonders aufzupassen, denn wer ein Schild übersieht, merkt unter Umständen erst sehr spät den Fehler und bei einer Gesamtlänge von über 40 Kilometern ist jeder zusätzliche Kilometer äußerst mühsam.

Kein Schild in Lilienthal

Wir haben unsere Tour in Lilienthal begonnen und mussten ziemlich bald feststellen, dass der Ort einen weißen Fleck in der blauen Route der Beschilderung bildet. Es gibt zwar zuhauf Hinweisschilder auf die unterschiedlichsten Fahrradrouten und -strecken, die der Worpsweder Gästeinformation haben wir auch in verschiedenen Anläufen nicht gefunden. Nach einigen Diskussionen haben wir uns an den Jan-Reiners-Weg als die wahrscheinlichste Fahrradstrecke gehalten und sind der Ausschilderung des Radwanderwegs 'Weites Land' gefolgt, der parallel zur Wörpe zwischen Wiesen und Weiden verläuft. Am Ende der Fahrradstrecke entlang der Wörpe biegt man links in die Heidberger Straße ein und folgt dann der Beschilderung in Richtung Worpswede.

Nach Überquerung der viel befahrenen Falkenberger Landstraße, fuhren wir auf dem Radweg fahren bis zur Ersten Landwehr. Auch hier fehlt ein Hinweisschild, trotzdem bogen wir unserem Orientierungssinn folgend ein. Aus der wenig befahrenen Straße wird ein gut zu befahrender Schotterweg für Fahrradfahrer. Hier kann man das Auge weit schweifen lassen über die Wiesen und Weiden. Wem nach einer ersten Pause ist, findet an dieser Strecke die eine oder andere Bank zum Rasten.

Das allererste Hinweisschild auf die blaue Route der Worpsweder Radtouren fanden wir an der Westerweder Straße, ab hier konnte man sich auf eine relativ eindeutige Beschilderung verlassen. Die 1764 mit 16 Hofstellen gegründete Moorkolonie zieht sich ziemlich in die Länge.1901/02 wohnten in Westerwede Rainer Maria Rilke und Clara Rilke-Westhoff, das von ihnen bewohnte Haus ist aber nicht zu besichtigen.

Erst ab 'Am Thiergarten' wird es wieder knifflig. Dort weist ein Schild der blauen Route geradeaus, das sollte stutzig machen, stimmt nämlich auch nicht. An dieser Stelle muss der Radfahrer nach rechts in den Karl-Arste-Weg einbiegen, der zur Heidwende und in der Folge zur Lindenallee und ins Worpsweder Zentrum führt. Nach links geht es in die Bergstraße und dann rechts in das kopfsteingepflasterte 'Straßentor'.

An dieser Abzweigung lohnt sich ein Stopp im Moma. Hier ist alles Bio auch das Rhabarbereis und andere Sorten der Jahreszeit. Bis zum Rastplatz am Walter-Bertelsmann-Weg ist es nicht weit, hier kann man ein Picknick einplanen, hat man doch fast die Hälfte der Strecke geschafft.

Windschiefe Schuppen

Über wenig befahrene Straßen und Sandwege geht es in die Weyermoorer Straße mit ihren Moorklinkern. An dieser alten Moorstraße liegt eine Hofstelle von 1747 mit altem windschiefen Schuppen, der den Eindruck des Lebens der Moorbauern zur Zeit von Findorff glaubhaft vermittelt.

Weiter ging es auf dem Fahrradweg entlang der Waakhauser Straße, die zwar parallel der Hamme verläuft, aber nie in deren Sichtweite kommt. Dann führt die blaue Route ins St. Jürgensland zu der auf einer Warf gelegenen Kirche des Heiligen Georg im Land der Gräser.

Auch als Insel im Grünen bezeichnet, hebt sich die St. Jürgenskirche zwischen den Wiesen und Weiden, die in den früheren Jahrhunderten im Herbst und Winter regelmäßig unter Wasser standen, heraus. Von den Überflutungen zeugen die an der Kirchmauer angebrachten Metallringe, an denen die Kirchgänger ihre Boote befestigten. Geplant ist die Einrichtung einer Pilgerherberge im alten Küsterhaus, wie Georg Ziegler berichtete, als Übernachtungsmöglichkeit für Radwanderer des 'Mönchsweges'. Ein Rast kann man schon im Kirchgarten der St. Jürgenskirche machen und zwischen Blumen picknicken.

Weiter führt die blaue Route zum Höftdeich, an dem das 1834/35 erbaute dampfbetriebene Schöpfwerk Höftdeich liegt. Beim Biergarten Wümmeblick Höftdeich besteht die Möglichkeit, sich und sein Fahrrad mit dem Boot auf die andere Seite der Wümme setzen zu lassen, um beim nächsten Fährbetrieb an der 'Schleuse' wieder die Deichseite zu wechseln.

Am Truperdeich liegen etliche durch frühere Deichbrüche entstandene Kolke, die unter Naturschutz stehen. Wer nun genug hat von Natur pur, kann zum Abschluss der Tour in der Kunstschau Hamme, Wümme, Wörpe im alten Truper Küsterhaus den Blick der Maler auf diese Landschaft mit seinen eigenen Erlebnissen vergleichen. Im Kunst-Café lässt man die blaue Route Revue passieren und ausklingen.

Tourenlänge: 46 Kilometer

Schwierigkeitsgrad: aufgrund der langen Strecke groß, mit kleineren Kindern oder ungeübten Radfahrern nicht zu empfehlen

Zeitdauer: etwa fünf Stunden

Ausschilderung: nicht zuverlässig

Einkehrmöglichkeiten:

Moma, Straßentor 1, Worpswede, Telefon 04792/953061.

Biergarten Wümmeblick Höftdeich, Am Höftdeich 11, Lilienthal, Ruf 04292/9516, geöffnet täglich 11 bis 23 Uhr, mittwochs erst ab 15 Uhr, dienstags Ruhetag.

Zur Schleuse, Am Truperdeich 35, Lilienthal, Telefon 04298/2025, geöffnet Mai bis September: Dienstag bis Sonntag 11 bis 24 Uhr, Oktober bis April: Mittwoch bis Sonntag 11 bis 24 Uhr.

Sehenswürdigkeiten:

Worpsweder Mühle, An der Mühle, Worpswede, geöffnet von Mai bis September jeden 1. und 3. Sonntag von 14 bis 17 Uhr.

Kunstschau Hamme, Wümme, Wörpe, Trupe 6, Lilienthal, Ruf 04298/907641, geöffnet Dienstag bis Sonnabend 14 bis18 Uhr, Sonntag 10 bis18 Uhr.

Fähre zum Wümmeufer ins Blockland fährt ab "Zur Schleuse" von Mai bis September: Dienstag bis Sonntag 11.30 bis 20 Uhr.

Fähre ab "Wümmeblick" fährt ab Mitte April bis Oktober Montag, 11 bis 21 Uhr, Mittwoch, 15 bis 21 Uhr, Donnerstag bis Sonntag, 11 bis 21 Uhr, Kosten pro Person 1 Euro, Fahrrad 1,50 Euro.

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