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Erinnerungen an die Bossesche Werft / 1974

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„Deutschland“ – Modell wurde versteigert.
Hinrich Bosse in Burg baute die „Orpheus“ und nannte das Schiff 1879 „Deutschland“

Auf der Bosseschen Werft in Burg wurde in den Jahren 1853/54 die Fregatte „Orpheus“ gebaut. Es war ein Auswandererschiff, das bis zum Jahre 1869 in Bremen bereedert war und dann nach Norwegen verkauft wurde. Bis zum Jahre 1874 ist es dort in den Registern weiter zu verfolgen. Während seiner Bremer Zeit wurde es von folgenden Kapitänen gefahren:

• Diedrich Schilling
• Johann Philipp Wessels
• Ferdinand Wessels

Die Reeder des Schiffes waren von 1854 bis 1869:

• Konytzky und Thiermann in Bremen

und von 1869 bis 1874:

• M. Peterson und Sohn in Moss/Norwegen

Das Schiff fasste nach heutigen Maßen rund 600 Brutto-Register-Tonnen. Es war ein Auswanderrerschiff mit rund 16 Mann Besatzung. Sein genaues Fassungsvermögen ist nicht bekannt, aber man kann es mit dem die Jahre älteren Schiff „Oder vergleichen, das etwas grösser war. Hier hatten in der 1. Klasse und in der 2. Klasse je 20 Personen Platz. Im Zwischendeck wurden dort 249 Personen untergebracht.

Bei der „Orpheus“ handelte es sich um ein sehr schnelles Schiff. Für seine Jungfernreise von der Wesermündung nach New York brauchte es nur 18 Tage und sechs Stunden, eine für die damaligen Verhältnisse ungewöhnlich kurze Zeit, ein absoluter Rekord. Die „Orpheus“ war eines der besten Schiffe, die die Bossesche Werft gebaut hat. Auf sie war man immer sehr stolz.

Von diesem Segelschiff hat Hinrich Bosse, der technische Leiter der Werft, in 1.1/2jähriger Arbeit ein naturgetreues Modell gebaut, das sich jetzt unter dem Namen „Deutschland“ im Bremer Focke Museum befindet. Mit diesem Modell hat es eine besondere Bewandtnis. Hinrich Bosse nannte das Modell nach dem Bau im Jahre 1859 nach dem berühmten Vorbild „Orpheus“. Als aber der deutsch-französische Krieg 1870 ausbrach, taufte Bosse das Modell auf den Namen „Deutschland“. Es war eine patriotische Tat, mit der Bosse mehr bezwecken wollte als nur eine Namensänderung. Er liess das Modell zum Wohle der Bremer Lazarette verlosen. 1.000 Lose zum Preise von je einem Taler wurden ausgegeben, die alle schon am ersten Tage verkauft wurden, so sehr hatte Bosses gute Absicht Anklang gefunden.

Das Modell kam später ion das Bremer Focke Museum, wo es heute noch als Beispiel für vorbildlichen Schiffmodellbau zu sehen ist. Es wird in der Fachliteratur immer wieder beispielhaft genannt. Alle Einzelheiten des Originalschiffes sind nachgebildet worden, auch die Rettungsboote.

Das Modell hat den in Varel im Oldenburgischen lebenden Dichter Gerd Lüpke angeregt zu einem Dichtwerk, das Radio Bremen gesendet hat. Ein neueres Modell der „Orpheus“ befindet sich im Archiv des Blumenthaler Heimatvereins. Ein Bild des berühmten Schiffes malte der Vegesacker Schiffsmaler Jaburg. Dieses Bild befindet sich im Heimatmuseum im Schönebecker Schloss.

Der Erbauer des beühmten Schiffes, Hinrich Bosse, hat sich und seine Familie in vieler Hinsicht verdient gemacht. Er hat im Alter von etwa 20 Jahren die in der Familie Bosse damals lebenden mündlichen Erinnerungen zu Papier gebracht. Diese Aufzeichnungen bilden heute einen wertvollen Besitz der Familie Bosse. Hinrich Bosse, der von 1821 bis 1899 lebte – es gibt noch mehrere Hinrichs in der Familie – hat auch gemalt. Obwohl er das nie gelernt hat, sind seine Schiffsbilder trotzdem so gut, dass alle gut und gern mit denen gelernter Schiffsmaler verglichen werden können. Die Bilder werden in der Familie ebenfalls als wertvoller Besitz gehütet.

Hinrich Bosse war Mitbesitzer der Bosseschen Werft in Burg. Er besass dort ein Haus in der Hauptstrasse – Burger Heerstrasse 26 (inzwischen abgerissen und von der Sparkasse in Bremen neu gebaut). Er besass auch ein Landhaus in Rinteln an der Weser, wo er sich oft aufhielt. Gestorben ist er in Burg, er wurde auf dem Grambker Friedhof beigesetzt.


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