Pastor Henricus Wetter
- Pastor an der Burger Kirche von 1635 bis zu ihrer Zerstörung 1654 und somit der letzte Pastor an der Burger Kirche.
- Pastor Wetter wurde nun "Feld- und Garnisonprediger" in Bremen.
- "Er scheint ein geistig hervorragender, aber ehrgeiziger und streitbarer Mann gewesen zu sein", schreibt Pastor Hoops.
- Wir lesen von Strittigkeiten, die er mit seiner Gemeinde auszufechten hatte und bis zu lautstarken und handgreiflichen Auseinandersetzungen während des Gottesdienstes führten. *Immerhin fand Pastor Wetter nebenher noch Zeit zu medizinischen Studien; er legte später seine medizinische Doktorprüfung ab.
- Im Jahre 1635 wurde Henricus Wetter, der letzte Pfarrer zur Burg, vom Rat dorthin berufen. Er scheint ein geistig hervorragender, aber ehrgeiziger und streitbarer Mann gewesen sein. Mit vielen seiner Gemeindeglieder, besonders aber mit seinen Kirchgeschworenen lag er lange Jahre hindurch in erbittertem Kampfe, meist wegen Ländereien, Kirchenstellen, Pflichten und dergleichen. In Kohlmanns Sammlungen nehmen die Auszüge aus den darüber gewechselten Schriftstücken (aus den Jahren 1644 - 1653) volle 37 Seiten ein.
- Aus diesen Akten erhält man ein Sittenbild aus jener derben Zeit. Grobe Worte werden nicht gespart. Die Weiber stürmen dem Pastor nach einer seiner scharfen und anzüglichen Predigten ins Haus und nehmen mit Ungestüm die Partei ihrer Männer, fordern von ihm, er solle sagen, wen er in seiner Predigt gemeint habe usw. Der Pastor redet von den Kirchgeschworenen, die doch sollten "Gäugammen und Vorsteher der Kirche" sein, als von Kirchen- und Schulräubern, Lügnern, Verläumdern usw., bringt alle Einzelstreitigkeiten auf die Kanzel, so daß er bald diesen, bald jenen aus seiner Gemeinde öffentlich bloßstellt mit deutlich zu verstehenden Hinweisen, "macht aus dem Predigtstuhl einen Richterstuhl". Die Kirchgeschworenen hinwieder beschuldigten den Pastor, daß er gern im Wirtshause sitze und zeche, so daß er durch seinen Lebenswandel die Gemeinde nicht erbaue. Sie schalten ihn nach einer Predigt, die sie auf sich beziehen mußten, in der Kirche, während er von der Kanzel zum Altar ging, zum Entsetzen "der fremden Zuhörer aus dem Stift" und der Einheimischen "mit schrecklich barbarischem Schreien, Lästern und Fluchen" einen "Judasbruder". Ein anderes Mal ging die Aufregung in der Kirche sogar so weit, daß wegen des Anrechts auf Kirchenstellen "etliche Leute sich unter dem Gottesdienste gerauffet und geschlagen" und hernach "in Ketten und Banden" gelegt wurden.
- Pastor Wetter hatte sich übrigens neben seinem Pfarramt eifrig mit dem Studium der Medizin beschäftigt, so daß er 1648 die Absicht aussprechen konnte, sich der Doktor - Prüfung zu unterziehen. Er äußerte in einem Schreiben aus jenem Jahre die Hoffnung, daß er durch eine wohlbestandene Prüfung alle Welt in Staunen setzen und seine Feinde zu Boden schlagen werde. Als nun 1654 die Burg zerstört wurde, erhielt Wetter zunächst eine Anstellung als Feld- und Garnisonprediger bei der Miliz in Bremen. Als solcher mußte er u.a. sonntags auf dem Domshof vor der Miliz öffentlich predigen. Erst 1669 kam er ans Ziel seiner 21 Jahre zuvor ausgesprochenen Wünsche, indem ihm erlaubt wurde, daß er "nach angestellten scharfen Examine, die Arznei Wissenschaft frei ausüben könne". Seine drei Graminatoren gaben ihm ein sehr ehrenvolles Zeugnis und bescheinigten, daß er bereits seit mehreren Jahren die medizinische Praxis zum Trost vieler Kranken selbst in verzweifelten Fällen ausgeübt habe. Wie lange er den neuen Beruf noch erfüllt hat, erfahren wir nicht.