Die Damen des Hausfrauenbundes, aber noch viele andere Vereine, darunter die Wassersportler vom Vegesacker Ruderverein oder der Bürgerverein Grambke, müssen sich ein neues Domizil für ihre Treffen suchen. Es gibt traurige Rückmeldungen, doch für Frieda und Egon Meyer steht fest, dass nun Schluss sein soll. "Alles hat einmal ein Ende", sagt die 72-Jährige ohne Wehmut, "ich freue mich auf das Rentnerleben".

Am 19. April wird die letzte große Veranstaltung in dem Lokal ausgerichtet, das seit 75 Jahren im Besitz der Familie Imhoff ist. Die Eltern von Frieda Meyer übernahmen das Gasthaus von Johann Salomon Cassal. Frieda Meyers Cousine feiert hier ihren 85. Geburtstag. Dann soll der Betrieb so langsam auslaufen. "Wer noch ein Bier trinken will, kann aber kommen", sagt die Wirtin.

Eigentlich wollten die Meyers das Lokal verpachten. Da kein geeigneter Nachfolger gefunden wurde, ist nun ganz Schluss mit der Gastronomie am Lesumdeich. Ihr Sohn, Besitzer der benachbarten Yachtwerft, wird die Gasträume als Büro nutzen. Die Fremdenzimmer sollen zur Wohnung für Frieda und Egon Meyer umgebaut werden.

Es hat mit der Baugenehmigung gedauert, aber nicht darum wurde der April als Ausstiegstermin gewählt. "Ich hatte im Frühjahr noch die Kohltouren ", sagt die Wirtin und fügt resolut hinzu: "Nein, eher zumachen, das ging gar nicht". Von der Taufe bis zur Goldenen Hochzeit wurde in Imhoff’s Gaststätte in den 75 Jahren - im vergangenen Oktober war das Jubiläum - alles gefeiert. Die Wirtsfrau fühlt sich ihren Stammkunden darum verpflichtet.

Immerhin treffen sich einzelne Vereine teilweise schon seit 50 und 60 Jahren in ihrem Haus. Vor allem der Wassersport war hier zu Hause. "Die meisten Wassersportvereine aus der Region wurden hier gegründet", erzählt Frieda Meyer, die Seele des Lokals. Seit 1989 steht sie hinter dem Tresen. "Ich bin da reingerutscht." Sie arbeitete davor als Haustochter in verschiedenen Betrieben, auch in einer Pension auf Borkum. "Das Kochen habe ich aber von meiner Mutter gelernt." So kamen die Gäste in den Genuss des echten braunen Kohls. In Imhoff’s Gaststätte gab’s nichts aus der Dose. "Bodenständige Kost" nennt Frieda Meyer das Angebot. "Ein bisschen Schickimicki" musste sie aber auch auftischen. "Heute reicht es nicht mehr, Rinder- und Schweinebraten und Hochzeitssuppe anzubieten. Knoblauch habe ich aber nie verwendet."

Schuhe wurden auch nicht geputzt. Die Wirtin erinnert sich an "honorige Leute", die bei den benachbarten Werften Yachten bestellt hatten, in ihrem Haus wohnten und die Schuhe vor die Tür gestellt hatten. "Wir waren das nicht gewohnt", lacht sie. Auch Aristoteles Onassis und seine erste Frau Christina verschlug es an den Lesumdeich. "Die haben bei Burmester Yachten gekauft", weiß Frieda Meyer. "Sie sind aber nur bei uns über den Hof gelaufen."

Die Arbeit habe ihr immer Spaß gemacht, obwohl sie sich auch mal geärgert habe. "Das gehört aber dazu." Für Frieda Meyer war der Dienst hinter der Theke ihr Hobby. Sie hat sich aber auch immer die Zeit zum Reisen genommen. Südafrika, Marokko, Abu Dhabi, Oman ... Sie ist viel in der Welt herumgekommen. Da ihr Mann für dieses Hobby nicht zu begeistern ist, will sie allein weiter mit Reisegruppen losziehen. "Ich werde mich nicht aufs Sofa setzen", sagt sie und hat überhaupt keine Angst davor, dass sie sich als Rentnerin langweilen könnte.