29 angehende Handwerker und begleitende Ausbilder und Pädagogen leisteten ihren Beitrag zum Erhalt der Gedenkstätte. Auch Schulleiter Hans-Joachim Gries, der die Projektwoche 1994 initiiert hat, war wieder dabei. Der Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Günter Morsch, dankte ausdrücklich "für die in 15 Jahren geleistete Sanierungsarbeit, die einen beträchtlichen Wert darstellt". Seit elf Jahren haben die Bremer Verstärkung durch Schüler und Pädagogen vom Oberstufenzentrum Hennigsdorf. Sie wurden bei der Würdigung der Verdienste natürlich auch nicht vergessen.
Mit dem Projekt "Arbeiten und Lernen" reagierten die Nordbremer Pädagogen Anfang der 90er Jahre auf die rechtsradikalen und ausländerfeindlichen Ausschreitungen in Lübeck, Mölln und Solingen. "Über das, was sie können, lernen sie dann Inhalte", formulierte Gries einmal das Projektziel.
Die Grambker Berufsschüler verrichten in Sachsenhausen nicht nur handwerkliche Arbeiten, sondern nehmen auch an Führungen teil und erhalten die Gelegenheit, mit Zeitzeugen zu sprechen, die ihnen auf eine ganz andere Art als durch Bücher und Filme vermitteln können, welch grauenvolle Zustände in dem früheren Lager herrschten.
Diesmal erzählte Adam König den jungen Leuten von seiner Leidenszeit. Er war als 16-Jähriger aufgrund seiner jüdischen Abstammung nach Sachsenhausen gebracht worden und dort von 1938 bis 1943 inhaftiert. Danach kam er nach Auschwitz. König überlebte das Vernichtungslager, seine Eltern und fünf Geschwister wurden ermordet. In ihren Abschlussberichten schrieben einige der jungen Leute, dass besonders seine Schilderungen sehr bewegend und beeindruckend gewesen seien.
In den Jahren 1936 bis 1945 inhaftierten die Nationalsozialisten in Sachsenhausen 200 000 politisch Missliebige und Menschen, die in der braunen Ideologie als rassisch oder biologisch minderwertig galten. Die Hälfte von ihnen wurde ermordet oder starb aufgrund der grauenvollen Verhältnisse. Nach dem Krieg wurde das frühere Konzentrationslager als sowjetisches Speziallager genutzt. NS-Täter und politische Gegner saßen ein. Die nationale Volksarmee und die Volkspolizei der ehemaligen DDR folgten als Nutzer. Seit 1961 ist das frühere Lager in der Nähe von Berlin eine Mahn- und Gedenkstätte.
In den Berichten nach der Projektwoche verarbeiten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen ihre Eindrücke. So heißt es unter anderem: "So was darf es nicht wieder geben" oder "Es hat mich erschüttert, was man damals mit den Menschen getan hat." Fast übereinstimmend geben die Auszubildenden aber auch an, "dass die Arbeit in der Gedenkstätte von den begangenen Gräueltaten ablenkte und man sich in dieser Zeit vom ursprünglichen Sinn des Gedenkens entfernte". Einen Kontrast dazu bildeten die Rundgänge durch das Lager: "Die Gefühle bei den Rundgängen lassen sich nur schwer in Worte fassen", heißt es in einem Abschlussbericht.
Nicht nachvollziehen konnten die jungen Leute das Verhalten einiger Besucher der Gedenkstätte. "Wenn man sieht, wie Besucher - gerade viele Schulklassen - sich in der Gedenkstätte benehmen, glauben wir, dass sie nicht wissen, warum sie hier sind." Die jungen Handwerker aus Bremen und Brandenburg wurden sogar für ihren Einsatz von einer Besucherin kritisiert. "Sie wollte etwas Altes sehen und nichts Neues."Die Auszubildenden hatten aber auch etwas zu kritisieren. Sie bemängelten die Organisation der Arbeit, stockenden Materialfluss sowie die Kürze der Tagesarbeitszeit. Ihr Eindruck: Man hätte noch mehr schaffen können. Dass erstmals die Brandenburger Schüler nach der Arbeit nach Hause fuhren und nicht gemeinsam mit den Bremern untergebracht waren, wurde auch von den Bremer Lehrkräften als negativ angesehen. So leide das Gruppengefühl und die gemeinsame Arbeit. Das Fazit der Betreuer: "Nach dieser Projektwoche haben wir unsere Schwächen erkannt. Im nächsten Jahr müssen wir sofort daran anknüpfen, um eine für alle befriedigende Arbeit zu organisieren."