Lesumbrok | |
Haus B. Schwartje in Lesumbrok | |
{BOX(title="Aus 'Werderland und umzu' von Wilfried Hoins, Seiten 62 - 64" bg="color" width="100%" align="left" float="right")} Das Baujahr von dem an der Deichkrümmung ideal gelegenen massiv erbauten Haus ist nicht bekannt. Nach mündlicher Übertragung soll es schon seit 300 Jahren bestehen. Es war bis 1811 (lt. Halenbeck) als Landgut im Besitz einer bremischen Familie. Die nachfolgenden Besitzer dieses Hauses waren nach der Familienchronik von Berend Schwartje - im Jahre 1934 zu Papier gebracht - in erster Generation Hermann Huskamp (geb. am 22.3.1785 aus Blockland; in 2. Generation Frerich Huskamp (1814 - 1866) mit Frau Gesche, geb. Loose (1817 - 1854) aus Mittelsbüren. Nach ihrem Tod heiratete er die Schwester seiner ersten Frau Dorette Loose (1826 - 1894) am 11.3. 1855. Es folgte der am 28.19.1841 in Niederbüren geborene Friedrich Lindemann, der sich die Anna Margarethe Huskamp (1846 - 1923) am 8. Dezember 1868 zur Frau nahm. Er fuhr 17 Jahre unter Kapitän Westermeyer - Dunge und Kapitän Hashagen - Vegesack nach Grönlands Küste. Er war einer der letzen Walfänger des Werderlandes. 63 Jahre wohnte Friedrich Lindemann in diesem Haus am Lesumufer. Im Jahre 1918 feierte er mit seiner Ehefrau Anna, die ihm sieben Töchter schenkte, das Fest der Goldenen Hochzeit. 1923 schloß sie für immer die Augen. Friedrich Lindemann, der am 28.Oktober 1841 in Niederbüren geboren wurde, starb im Alter von 90 Jahren.
So fiel Berend Schwartje 1913 durch Heirat mit der Tochter Frieda Lindemann das Anwesen zu. Von Beruf Zimmermann und Tischler errichtete er auf seinem Grundstück hinter dem Wohnhaus Werkstatt und Holzlagerschuppen, wo er als Selbständiger einen holzverarbeitenden Betrieb führte. Die schon 1893 von Halenbeck erwähnte Efeuwand an der westlichen Giebelseite des Hauses (auf einem alten Gemälde mit Storchennest auf dem Dachfirst, im Besitz von Norbert Kaufhold, gut erkennbar) mußte Berend Schwartje auf Grund der Verrottung durch Eindringen der Wurzeln in das Mauerwerk abtragen und neu errichten lassen. Auch verschönerte er nach seinem Ermessen die Wohnräume, indem er u.a. die tragenden Deckenbalken mit Mahagonihölzern vertäfelte. 1939 heiratet der Schifsingeneur Wilhelm Hartung Hanna Mathilde, die einzige Tochter von Schwartje, und sie bezogen in dem geräumigen Haus ihren eigenen Wohnbereich. Im Jahre 1953 entstand östlich vom Hause auf eigenem Grundstück ein ansehnliches Wohnhaus, in das beide Familien (Schwartje / Hartung) ihren Wohnsitz verlegten. Es trägt die Hausnummer 157. Den Rest des Grundstückes ließ Schwartje aufteilen und zum Verkauf anbieten (heute Nr 155a und 159a). Nach ihrem Auszug wurde das alte Grönlandfahrerhaus verkauft. Die Nachbesitzer waren Walter Knoll und Frau, geb. Paulsen und seit 1968 der Dipl.~Ingenieur Norbert Kaufhold mit seiner Frau. Das Ehepaar Kaufhold nahm an dem hart am Deiche stehenden betagten Haus im Jahre 1976 / 77 eine beachtliche Restaurierung vor. Die Nähe des Wassers und der weich Untergrund (Kleinmarsch) sorgten in laufe der Jahrhunderte zu Versackungen ("Verzerrungen", wie die Fachleute sagen) und das führte am Gebäude oftmals zu Schäden. So bekam das Haus unter der Maßgabe, die alte Bausubstanz weitgehenst zu erhalten, ein neues Beton~Fundament, die Wände im Inneren - hier waren noch stellenweise die Fache mit Tun und Stakwerke (Weidegeflecht und Lehmputz) ausgefüllt - wurden saniert, zum Teil erneuert. Auch das Dach wurde neu aufgesetzt. Bei diesen Sanierungsarbeiten wurden u.a. im Wohnraum zwei Decken herausgerissen. Die erste Decke bestand aus modernem Plattenmaterial, die darunterliegende zweite Decke war aus Stuck und die dritte Decke eine alte bemalte Holzdecke, getragen von kräftigen Balken.
Der an der Deichseite massive Schweinestall~Anbau wurde abgerissen, der Hauseingang anschließend von der Gartenseite in diesen Bereich verlegt. Eine Dungtür rechts an der östlichen Giebelwand, die auf einen in alter Zeit vorhandenen Kuhstall hinweist, wurde zugemauert. Der Raum dient heute als Werkstatt. Beeindruckend wirkt die hohe Fachwerkwand im Wohnraum, in der in vereinzelten Ausfachungen Zierstücke hinter Glas zu sehen sind. Überhaupt sind in den Räumlichkeiten vielerlei alte und seltene Einrichtungs- und Gebrauchsgegenstände (u,a, Truhen, Seekisten, Schränke) vorzufinden, die schon als kulturhistorische Objekte einzustufen sind. In ihrer Gesamtheit schaffen die Sammlungen eine vertrauliche Atmosphäre. Im Arbeitszimmer verfügt der Hausherr über eine interessante Sammlung von verschiedenen Gerätschaften (u.a. Aal- und Hechtspeere) und Fundstücken, z.B. Zähne von Walen und Haien, Mineralien und Fossilien sowie Tonscherben in verschiedenen Formen. Und die in verschiedenen Größen selbst entworfenen Modelle von Segelflugzeugen - heute als Hobby betrieben - weisen auf seinen ausgeführten Beruf als Dipl. Ingenieur hin, den N. Kaufhold 34 Jahre bei "Weser" Flugzeugbau in Bremen (ab 1964 Vereinigte Flugtechnische Werke GmbH, jetzt DASA) und 8 Jahre beim Luftfahrts~Bundesamt in Braunschweig als Musterprüfer von Luftfahrtgeräten ausgeübt hat. |
Norddeutsche Volkszeitung am 28. Okt.1931 | |
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