Schon in aller Frühe lockten die ersten Sonnenstrahlen an die frische Luft, so dass die Eleven die geringe Außentemperatur überhaupt nicht störte. "Bisher hatte ich mich mit meinen Freunden getroffen und bin mit ihnen zur Schule gegangen. Jetzt gehen wir erst zur Schulexpress-Haltestelle und treffen dort auf die anderen", erzählt Dennis aus der Klassenfamilie (KF) 5 begeistert. "Das ist voll cool, da wir alle zusammen gehen können. Das ist viel sicherer", pflichtet ihm Jannis aus der Klassenfamilie 2 bei. Ein Beispiel, das nach dem Wunsch der Aktionsbegleiterin Verena Nölle möglichst schnell und viel Schule machen sollte: "Viele Eltern wollen für ihre Kinder die maximale Sicherheit und fahren daher mit ihnen mit dem Auto zur Schule. Doch genau das stellt eine potenzielle Gefahrenquellen für alle dar." Dem will der Schulexpress nun mit seinen Sammelpunkten in Form von Haltestellen im Umkreis von rund einem Kilometer rund um die Grambker Grundschule entgegnen, so dass der Autoverkehr - wenn er schon sein muss - im Ort weiter dezentralisiert werden kann.
Wer von den Grambker Schülern seinen Weg schon abgeschritten hatte, der vergnügte sich unterdessen beim Fahrrad- und Rollerparcours, Stelzenlauf, Verkehrszeichen-Memory oder verschiedenen Mal-, Film- und sonstigen Aktionen rund um den sicheren Straßenverkehr. "Das sieht aber echt aus", staunt Malte aus der KF 6 als er den Fahrradsimulator der Polizei erblickt. Eyman aus der KF 15 nimmt sofort den Lenker in beide Hände, radelt los und geht beim Auftauchen der ersten Gefahrensituation prompt voll in die Bremse: Wow! Eine Zehntelsekunde Reaktionszeit und nur zwei Meter Bremsweg, das war an diesem Vormittag rekordverdächtig. Sabri kann zwar noch kein Rad fahren, kommt aber ebenso geschickt vor der nächsten gefährlichen Situation zum Stehen. Andere sind nicht ganz so aufmerksam und rasseln mit Fußgängern, Bussen oder Autos zusammen. Zum Glück sind das aber alles nur virtuelle Unfälle, die ihnen helfen sollen, sich künftig sicherer im Straßenverkehr zu
bewegen.
Christel Franke, die Initiatorin des Grambker Schulexpresses, ist unterdessen völlig geschafft: Gut 200 Stunden hat sie in die Vorbereitung investiert, die vergangenen beiden Wochen täglich in der Schule verbracht und in der Nacht vor dem Aktionstag sogar bis um 1.30 Uhr Laufzettel vorbereitet. Und das, obwohl gerade sie nur einen Steinwurf von der Schule entfernt wohnt und ihre Tochter Cara daher praktisch nur dreimal umfallen muss, bis sie im Klassenraum sitzt. "Ich hatte von dieser Aktion bei einer Gesamtelternbeiratssitzung gehört und bin sie danach nicht mehr losgeworden", schmunzelt sie.
Der Schulexpress, dem sich in Bremen und Niedersachsen inzwischen 41 Schulen angeschlossen haben, richtet aber nicht nur Sammelpunkte ein. Er hat nach der Auswertung einer Fragebogenaktion in Grambke unter anderem auch dafür gesorgt, dass die Ampel am Geestkamp leicht gedreht wurde, damit die auf die Grambker Heerstraße abbiegenden Autofahrer ihr Rotlicht besser sehen können.
Jürgen Mehrtens, der Kontaktpolizist in Grambke, findet den Schulexpress zu guter Letzt "grundsätzlich gut", auch wenn es ein langfristiger Prozess sein wird, bis die Eltern-Taxen allmählich weniger werden. "Dabei gibt es gerade hier in Grambke viele offene und sichere Wege", appelliert er an die Erziehungsberechtigten, ihre Kinder künftig alleine zur Schule gehen zu lassen. "Die Eltern müssen eben nur angstfreier werden . . ."