Dieser Einsatz war der aufregendste in der Sommersaison. Ohne sich von seinen Freunden abzumelden, war der junge Mann mit reichlich Alkohol im Blut plötzlich weg. Seine Freunde wurden unruhig, alarmierten die Mitglieder der DLRG (Deutsche Lebensrettungs-Gesellschaft) in der Wache am See. Die Rettungsschwimmer und Bootsführer holten sich noch die DLRG-Taucher zu Hilfe. Rettungshubschrauber, Polizei, Feuerwehr und Krankenwagen rauschten an. Man suchte zu Wasser und zu Land. Dieser ganze Trubel und das Blaulicht weckten den jungen Mann. "Er wollte nun wissen, was geschehen sei", erzählt Stationsleiter Björn Hinte. Es sei dann schnell klar geworden, dass er der Gesuchte war. Drei Mal mussten die DLRG-Kräfte nach vermissten Personen suchen, die aber alle wieder unversehrt auftauchten.
Obwohl der Sommer nicht gerade berauschend war, kamen die ehrenamtlichen Kräfte auf 2964 Dienststunden in der Wache am See. Dazu gab es noch zwei Wochenendschulungen für Einsatzkräfte. Man hat 41 Mal Erste Hilfe leisten müssen. Unruhig wurde es auch immer, wenn ein Gewitter im Anmarsch war. Fünf Mal war das in diesem Sommer der Fall.
Innerhalb von fünf Minuten mussten die Badegäste vor der Gefahr gewarnt werden. Dafür reichte die Durchsageanlage nicht aus, denn der Badebetrieb erstreckt sich inzwischen um den ganzen See herum. Also mussten Fußstreifen los, das Rettungsboot und ein Einsatzfahrzeug wurden eingesetzt. "Im buchstäblichen letzten Augenblick ist es immer gelungen, die Badegäste zum Verlassen des Wassers und der ufernahen Bereiche zu bewegen", sagt der DLRG-Stationsleiter. Rechtzeitig wurde immer eingegriffen, wenn Kinder ihren aufblasbaren Wasserspielzeugen nachschwammen, abgetrieben bei böigen Winden. "Die Kinder überschätzen dabei oft ihre Kräfte", beschreibt Hinte die Gefahr. Die Bootsführer waren aber auch selber öfter unterwegs, um das Spielzeug wieder aus dem See zu fischen.
Besonders kritisch beäugen die DLRG-Mitglieder auch die aufblasbaren Ruderboote. "Trotz genügend Kraft und Ausdauer benötigte der ein und andere Hobby-Kapitän unsere Hilfe, da bauartbedingt eine Rückkehr zum Ufer gegen den Wind nicht mehr möglich war." Auch ohne spektakuläre Einsätze hatten die DLRG-Mitglieder viel um die Ohren. Sie suchten den Strand nach Scherben ab, die Taucher entsorgten Müll aus dem See, man hatte ein Auge auf Badegäste, die dem Alkohol zu intensiv zusprachen, informierten über alle möglichen Maßnahmen, um Kollisionen unter den Wassersportlern zu vermeiden und betreute vier Wassersportveranstaltungen auf dem See.
Auch mit Vandalismus hatte man zu tun. "Mindestens sechs zerstochene Markierungsbojen mussten ausgetauscht und ein Stützpfeiler des Stationsgeländes geschweißt werden. Der wurde aus einer Schweißnaht herausgerissen", bilanziert Hinte. Angesichts der Sommerbilanz - trotz des kühlen Wetters ertranken bundesweit 360 Menschen - können die Mitglieder der DLRG für ihren Bereich zufrieden sein.
In der DLRG-Bundesbilanz für 2007 zählt Bremen mit vier ertrunkenen Menschen in diesem Jahr zusammen mit Thüringen und dem Saarland (jeweils fünf Tote) zu den "sichersten Bundesländern".