Wer dem nicht nachkommen konnte, musste Haus und Hof verlassen. Entweder steckte er selbst zum Zeichen seines Unvermögens einen Spaten in den Deich. Oder das Deichgericht, eine Versammlung sachverständiger Landleute der Umgebung, wurde in dieser Sache tätig. Neun Mal riefen sie den Säumigen zur Ordnung. Blieben festgestellte Mängel dann immer noch unbehoben, steckte das Gericht den Spaten.
Wer den Spaten zog - in der Regel nahe Verwandte - erklärte sich damit bereit, die Deichlast zu übernehmen und den Deich wieder herzurichten. Dafür ging der dazugehörige Besitz in sein Eigentum über.Finanziell nicht gerechnet hat sich dieses Verfahren wohl einst für die Bürger der alten Feldmarken Oslebshausen, Grambke, Dunge, Lesumbrok und Mittelsbüren: Im Jahre 1570 hatte es eine große Flut gegeben, der Überlieferungen zu Folge von Calais bis Dänemark über 100 000 Menschen zum Opfer gefallen sein sollen.
Auch bei Niederbüren brach der Deich und das Wasser zerstörte das ganze Dorf bis auf einen einzigen Hof. Die Überlebenden bauten den Deich wieder auf. Als der jedoch im folgenden Jahr wieder brach, steckten sie den Spaten in die Deichkrone.Die ursprünglichen Rechte über das Land lagen beim Kloster Corvey an der oberen Weser, doch von dort wurde es abgelehnt, den Spaten zu ziehen. Nach Deichrecht waren nun die Bürger der anliegenden, auf Deichschutz angewiesenen Feldmarken am Zuge.
Dafür, dass sie den Deich wieder herstellten, wurde die Feldmark Niederbüren zu ihrem Gemeinschaftseigentum. Allerdings sollen die Kosten für die Deicherneuerung höher gewesen sein als der Ankaufswert der Feldmark.Davon einmal abgesehen, nutzten die neuen Eigentümer das Land als Rinderweide, und zwar ein jeder entsprechend der Größe seines übrigen Grundbesitzes. Zu diesem Zweck wurden alljährlich im Rahmen eines gemeinsamen Mahls kleine Holztäfelchen mit dem Bremer Schlüssel und der jeweiligen Jahreszahl zugeteilt.
Diese so genannten Bricken wurden den Rindern als Ausweis ihrer Weideberechtigung umgehängt und gaben auch dem Essen seinen Namen: Die Brickenmahlzeit.