Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz - so der vollständige Name der Behörde - stellte in der vergangenen Woche seinen Hochwasserschutzplan Wümme vor. Er erfasst vor allem den Bereich östlich von Bremen, geht aber auch auf die Situation an der Lesum ein, die an der Stadtgrenze als Zusammenfluss von Hamme und Wümme entsteht. Weserseitig wird ein Hochwasser durch das Sperrwerk von der Lesum ferngehalten. Was aber, wenn etwa starke, lang anhaltende Regenfälle im Binnenland Hamme und Wümme anschwellen lassen? Muss den Anwohnern der Lesum von St. Magnus bis Grambke dann bange sein?

Die Fachleute glauben das nicht. Nach Einschätzung von Werner Kochta, dem Leiter der Verdener NLWKN-Betriebsstelle, sind die Deiche im Verlauf der Lesum hoch genug, sie entsprechen den Anforderungen. Punktuellen Nachbesserungsbedarf will er nicht ausschließen, weil sich technische Richtlinien und Vorschriften im Hochwasserschutz weiterentwickeln. Den Bürgern hundertprozentigen Schutz zu versprechen, sei ohnehin wirklichkeitsfremd. Deiche und andere Hochwasserschutzanlagen seien technische Bauwerke, und niemand könne ihr Versagen prinzipiell ausschließen.

Für den Hochwasserschutzplan Wümme nahmen die Fachleute des NLWKN verschiedene Szenarien an, als schlimmsten Fall das sogenannte hundertjährliche Hochwasser, wie es nur einmal in einem solchen Zeitraum eintritt. Wie die Grafik zeigt, würde die Lesum dabei ihr nördliches Ufer weit überschreiten. Über die angrenzenden Wiesen würde sie im Bereich St. Magnus bis etwa an den Admiral-Brommy-Weg heranreichen. Weiter käme der Fluss den Geestrücken allerdings nicht hinauf.

Beim Bremischen Deichverband am rechten Weserufer setzt man außerdem auf die regulierende Funktion des Sperrwerks. Es wirkt in beide Richtungen, kann also auch größere Wassermengen aus der Lesum in die Weser leiten. "Die Pumpen schaffen 15 Kubikmeter pro Sekunde, das ist wirklich viel", weiß Verbandsgeschäftsführer Wilfried Döscher. Ein mögliches Lesum-Hochwasser müsse sich so auf 3,30 Meter begrenzen lassen, zeigt sich Döscher zuversichtlich. Die mittelfristig angestrebte Sperrwerkserhöhung von 6,60 auf 7,50 Meter zielt denn auch auf die eigentliche Gefahr - dass nämlich ein außergewöhnliches Weser-Hochwasser in die Lesum schwappt.