Warum das erste Treffen so lange gedauert hat, konnte sich der 83-Jährige selbst nicht so genau erklären. "So ist vermutlich das Leben. Jeder ging seinen eigenen Weg. Da war die Organisation solch eines Klassentreffens wohl eher Nebensache." Doch Litke wollte sich damit nicht zufriedengeben. Also recherchierte er in alle Richtungen."Vor allem bei den Frauen war das gar nicht so einfach", gibt er zu. Schließlich hatten diese zwischendurch geheiratet und somit hatte sich bei ihnen zumindest der Nachname geändert. Nach und nach erfuhr Litke dann, wo sich seine damaligen 32 Mitschüler aufhielten. Auch diese Erkenntnis war für ihn nicht immer so einfach zu verinnerlichen: "19 Klassenkameraden sind leider schon verstorben", blickt er wehmütig auf alte Zeiten zurück. Doch ans Aufgeben der Suche, wenn sie auch manchmal schmerzvoll war, hat er nie gedacht."Am längsten habe ich nach Hanneliese Wicke gesucht", erinnert sich Litke. Sein einziger Anhaltspunkt: ihr Mädchenname, Hasenpflug. "Da habe ich einfach alle Hasenpflugs, die ich ausfindig machen konnte angesprochen." Und tatsächlich, einer davon war der Neffe der gesuchten Mitschülerin. "Es war mir selbstverständlich wichtig, über das Schicksal aller Mitschüler zu erfahren. Doch Hanneliese zu finden, fand ich besonders spannend", gibt Litke freimütig zu und führt mit einem Augenzwinkern aus: "Sie war nämlich das hübscheste Mädchen an unserer Schule."Nicht nur diese und viele weitere Geschichten aus alter Schulzeit hatten sich bei dem Treffen im "Deutschen Haus" in Burg - Grambke die elf Schüler zu erzählen. Damit auch gleich von Beginn an alles reibungslos lief, hatte Litke Vorsorge getroffen: "Sie wissen ja, die Damen und neue Nachnamen - na ja, vielleicht auch ein bisschen der ’Zahn der Zeit’, der an uns genagt hat", erklärte schmunzelnd Litke die extra angefertigten Namensschilder zum sofortigen Wiedererkennen. Während die Wiedersehensfreude ausgiebig mit Anekdoten aus der Schulzeit gefeiert wurde, hatte Litke für seine Klassenkameraden aber noch eine Überraschung im Gepäck. "Erinnert Ihr Euch noch an unseren alten Klassenlehrer Ludwig Hinkenschloß?" Natürlich konnten sie dies alle. So wurde manch einem Mitschüler Litkes ganz mulmig, als plötzlich die Stimme Hinkenschloß’ von einem Tonband erklang."Unser Klassenlehrer war nämlich später so eine Art Heimatforscher", erklärte Litke. Auch das Heimatmuseum in Burglesum habe Hinkenschloß, der später Schulleiter in Grohn war, geleitet. Eine alte Tonbandaufnahme, in der er über sein Leben in Burgdamm erzählte, durfte sich Litke für das Klassentreffen aus dem Museum ausleihen. So gestaltete sich das Schwelgen in Erinnerungen für alle zu einem aufregenden Moment."Selbstverständlich werden wir uns jetzt so schnell nicht mehr aus den Augen lassen", meint Litke abschließend ganz glücklich. Da waren sich seine Klassenkameraden mit ihm einig. Künftige Treffen in geselliger Runde dürften auch kein Problem sein, denn: "Zu meiner Überraschung und großen Freude sind alle Mitschüler ihrer Heimat treu geblieben und wohnen in Bremen oder Bremen - Nord."
Klassentreffen nach 69 Jahren
Weser-Kurier vom 15. Februar 2007
Autor: Rainer Meyer - Veröffentlicht Do. den 15. Feb. 2007 09:50 CET
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GRAMBKE. Montagelang hat er gesucht, studierte Telefonbücher, erforschte Namensgleichheiten, surfte im Internet. Jetzt endlich konnte er strahlend den Erfolg verbuchen: Nach 69 Jahren trafen sich elf Schüler der Abschlussklasse 1938 der Schule an der Wiehenstraße in Grambke wieder. "Ich freue mich so sehr, obwohl es ganz schön viel Arbeit im Vorfeld war", sagt Wilhelm Litke stolz.
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