Triebfeder der Reform ist - wie könnte es anders sein - die angespannte Finanzlage. Daraus machen die Autoren des Konzepts kein Hehl. So heißt es in dem Papier: "Seit geraumer Zeit kann den ... Bedarfen aufgrund der finanziellen Situation Bremens nicht mehr nachgekommen werden. Es besteht mittlerweile ein zwingender erheblicher Investitionsbedarf." Das gelte sowohl für die Gerätehäuser als auch für Fuhrpark und sonstige Ausstattung. Die verfügbaren Mittel sollten deshalb nicht mehr nach dem Gießkannenprinzip verteilt werden. Das Innenressort schlägt eine funktionale Abstufung der zurzeit noch 20 freiwilligen Wehren der Stadtgemeinde vor, die sich auch in der Geldzuteilung niederschlagen soll.

Schwerpunkt in Blumenthal

Die oberste Ebene bilden demnach drei sogenannte Schwerpunkt-Feuerwehren, nämlich Blumenthal, Neustadt und Lehesterdeich. Diese drei Einheiten weisen hohe Einsatzzahlen auf und sind auch bisher schon "tagesalarmierbar", was aufgrund der Berufstätigkeit der Mitglieder für manche Bremer Freiwilligen Feuerwehren nur eingeschränkt gilt. Die Schwerpunktwehren wären in Zukunft in ihren Stadtbezirken die wichtigste strategische Reserve der Berufsfeuerwehr. In einer zweiten Reihe soll es künftig stadtweit neun "Feuerwehren mit erweiterter Grundausstattung" geben. Auch sie können noch mit Investitionen rechnen und bekommen Sonderaufgaben zugeteilt, wie etwa die Bereitstellung von Rettungsbooten oder Hilfeleistungen im Fernmeldebereich. In Bremen-Nord fallen die Wehren Farge, Vegesack, Schönebeck und Burgdamm sowie die zur Fusion anstehenden Wehren Grambkermoor und Lesumbrok in diese Kategorie. Im dritten Glied stehen dann die restlichen Feuerwehren. Auf dieser Ebene sind kaum noch größere

Investitionen zu erwarten.

Die einzige Bremer Wehr, die komplett durch den Rost fällt, ist St. Magnus. Ihr Gebäude gilt als sanierungsbedürftig, beide Löschfahrzeuge sind altersschwach. Aus Sicht des Innenressorts ist eine finanzielle Anstrengung zugunsten dieser selten angeforderten Wehr (ein Einsatz innerhalb der ersten drei Quartale 2010) nicht mehr sinnvoll, ihre Auflösung mithin "unausweichlich", wie es im Konzept heißt. Das reizvoll gelegene Grundstück am Rande von Knoops Park soll verkauft und der Erlös in einen Neubau der Wehr Lehesterdeich fließen.

Eine bittere Pille für Wehrführer Carsten Jachens, dessen Großvater die Wehr 1913 mitbegründet hatte. Auch sein Sohn wirkt in der Wehr mit. "Für uns gehört das zum Leben", sagt Jachens. Er geht davon aus, dass ein Großteil seiner Kameraden den Blaurock an den Nagel hängen wird, wenn die Dinge so kommen, wie angekündigt.

Der Vorsitzende des Landesfeuerwehrverbandes, Detlef Scharf, hat der Arbeitsgruppe des Innenressorts angehört, die das Zukunftskonzept entwarf. Scharf, der auch für die CDU in die Bürgerschaft strebt, hat zwar nicht gegen die Endfassung votiert, schießt sich aber auf Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) ein. "Mäurer ist der erste Innensenator, der eine Wehr schließt", kritisiert Scharf. Auch dass es seit Jahren keine einzige Neuanschaffung für den Fuhrpark der Freiwilligen Wehren gegeben habe, sei ein Novum.