"Es gibt für uns keine Alternative: Entweder wir fusionieren mit der SG Oslebshausen oder wir können gleich morgen die Insolvenz anmelden", sprach der aus beruflichen Gründen frisch zurückgetretene zweite TVG-Vorsitzende Thomas Veigt Klartext. Bestürzende und für viele Teilnehmer überraschende Worte über ein Thema, das der Gesamtvorstand bis zum Schluss unter dem Deckel gehalten hatte. Selbst in der öffentlichen Einladung am Schwarzen Brett der Halle war darüber am Veranstaltungstag kein Wort zu lesen, war das heikle Thema nur im allgemeinen Stichwort Anträge versteckt und damit an das Ende der Tagesordnung geschoben worden.
Fakt ist folgendes: Die 1977 gebaute Tennishalle fährt seit über zehn Jahren ein gewaltiges Defizit, im vergangenen Geschäftsjahr rund 41 000 Euro, ein und erdrückt die ansonsten finanziell völlig gesunden Gelb-Schwarzen mit ihrer Schuldenlast von immer noch 340 000 Euro. "Ich hatte schon manchmal einige schlaflose Nächte gehabt, weil ich nicht wusste, wie ich die eintreffenden Rechnungen bezahlen sollte, da unser Bankkonto wieder einmal abgeräumt war", gestand der Schatzmeister Kenneth Böhnke ein, dass er - im Gegensatz zu seinem Titel - längst keine Reichtümer mehr verwaltete.
Die im Vorjahr als Rettungsring erhoffte Solaranlage zur Stromerzeugung auf dem Tennishallendach erweist sich unterdessen zumindest mittelfristig als Luftnummer. Die Banken stellten an den Verein für die Finanzierung der 213 000 Euro teuren Photovoltaikanlage nahezu unerfüllbare Forderungen. "Daher hätte sich das bei uns in den ersten zehn, fünfzehn Jahren kaum finanziell positiv ausgewirkt. Erst später", erklärte Rolf Schöttker, der auf der Hauptversammlung zum neuen zweiten Vorsitzenden gewählt wurde. "Auch die Kooperation mit der SG Oslebshausen hat uns finanziell nichts eingebracht", stellt der Vereinsvorsitzende Günther Sievers fest.
Die kräftige Beitragserhöhung im vergangenen Jahr, die die Schlagseite des Nordbremer Traditionsverein etwas beheben sollte, hat dem Klub wiederum gut 100 Mitglieder vornehmlich in der Sparte "Turnen und Spiele" gekostet", zu der nicht die florierende und wirtschaftlich intakte Handballabteilung zählt. "Damit hat sich die Beitragserhöhung für uns nicht gerechnet. Es fehlen uns durch die abgewanderten Mitglieder gut 20 000 Euro pro Jahr", rechnete Kenneth Böhnke vor.
Dafür sorgt der schon im Jahr 2006 gestellte Antrag auf Entschuldung beim Sportamt inzwischen für Hoffnung auf einen Teilerfolg, aber offenbar unter dem Preis der Aufgabe der eigenen Identität. Sievers: "Geld bekommen wir von dort nur, wenn wir unsere Mitgliederzahl von derzeit 716 auf eine breitere Basis stellen, das heißt eine Verbindung mit der SG Oslebshausen eingehen. Das wurde uns dort unverblümt gesagt", verrät er. Weshalb der Fusionspartner gerade die SGO sein soll, erklärt der Grambker Frontmann wie folgt: "Ich hatte damals auch Gespräche mit den umliegenden Vereinen geführt, habe aber von dort keine Resonanz erhalten."
Eine Aussage, die Werner Müller, den Vorsitzenden der SG Marßel, wiederum mehr als verwundert: "Ich hatte damals tatsächlich mit dem TV Grambke gesprochen. Ich hatte aber auch weiteres Interesse und Bereitschaft an einer Zusammenarbeit signalisiert. Danach habe ich von den Grambkern jedoch nie wieder etwas gehört", erklärt er der NORDDEUTSCHEN auf Nachfrage. Sein Verein steht nun vor der Kooperation mit dem TSV Lesum, wodurch der TV Grambke eine Riesenchance, eine schlagkräftige Nordbremer Allianz mit großen Hallenkapazitäten und Mitgliedern zu schmieden, offenbar mehr als nur leichtfertig verschlafen hat.
"Die Alternative zur Fusion ist, dass wir keine haben", schwört Thomas Veigt indes die Mitglieder noch einmal auf die Abstimmung ein, deren Votum daraufhin eindeutig zugunsten von Fusionsgesprächen mit der SGO ausfällt. Inwieweit diese Entscheidung allerdings einer rechtlichen Überprüfung standhalten würde, könnte fraglich sein. Schließlich hatte der Grambker Vorsitzende während der Versammlung, ohne die Mitglieder darüber abstimmen zu lassen, diesen Tagesordnungspunkt übersprungen und hatte sich zunächst einem mit viel Gezeter abgeschmetterten Abwanderungsantrag der Angelabteilung zugewendet, um anschließend wieder auf den Tagesordnungspunkt Fusionsgespräche zurückzukehren. Der hätte damit aber eigentlich schon als abgeschlossen gelten müssen…
"Die Fusionsgespräche müssen aber ehrlich ablaufen und dürfen nicht so sein, dass die SGO noch einmal hinter unserem Rücken Gelder beantragt, von denen wir überhaupt nichts erfahren", gibt Alfred Stumpf aus der Mitgliederversammlung dem Vorstand mahnende Worte mit auf den Weg. Nicht umsonst wächst bei einigen Mitgliedern das Unbehagen, ob ein stark wirtschaftlich, weniger auf Mannschaftssportarten ausgerichteter Verein die richtige Heimat für den TVG sein würde. Über die Fusion und deren Bedingungen selbst muss aber ohnehin auf einer gesonderten Mitgliederversammlung beschlossen werden.
Die Kosten für die bei weitem nicht ausgelastete Tennishalle versuchte das Ehrenmitglied Werner Koop zu lindern, in dem er an seinem 50-jährigen Vereinsjubiläum einen selbst entworfenen Hallenbaustein vorstellte, mit dem er Spenden für ein Reparaturfonds sammeln will. Die ersten 50 Euro steckte er auch prompt in den zum Sparschwein umfunktionierten Stein hinein. Apropos Jubilare: Stolze 80 Jahre sind inzwischen Erika Lehning und Edwin Brumme Mitglied im Nordbremer Traditionsverein, von denen der immer noch topfitte Brumme im Alter von 95 Jahren sogar per Zug von Osnabrück zur Jahreshauptversammlung gereist ward. Ob er seinen Verein bei der nächsten Ehrung noch in der altgewohnten Form wieder finden wird, ist mehr als fraglich. Die Grambker Handballer hatten den Überlebenskampf übrigens gewonnen. Der ihres Vereins ist inzwischen in vollem Gange.