Die Stimmung war also aufgeheizt. Und es trug nun wirklich nicht zur Beruhigung bei, als Ortsamtsleiter Lasse Berger gleich zu Beginn verlauten ließ, die Bahn bedauere, keinen Vertreter zu dieser Sitzung habe entsenden zu können. Bevor aber die Bürgerschelte ins Leere ging, schien es so, als müsse Brigitte Pieper, die an diesem Abend für den Senator für Bau, Umwelt, Verkehr gekommen war, als Prügelknabe herhalten.
Der Ortsamtsleiter sprang ihr bei und erinnerte die Besucher daran, dass die Behördenvertreterin schließlich nicht für die Bahn verantwortlich sei. Das half, wenn es auch infolge bei teils dringlicher Aufforderung blieb, die Baubehörde möchte doch, bitte schön, bei der Bahn intervenieren.
Schon vor dem betreffenden Tagesordnungspunkt und erst recht bei der Bürgeraussprache im Anschluss an die Beiratsbeiträge hagelte es aus dem Zuschauerraum Proteste. Nach der Bekanntgabe der Bahnabsichten in dieser Zeitung hatte sich vergangene Woche spontan eine Bürgerinitiative gegründet, die jetzt durch Helga Schulz einen Bürgerantrag vorlegen ließ, unterzeichnet von 248 Betroffenen.
Weitere Stimmen aus dem Zuhörerbereich wandten sich gegen die Lärmbelästigung von bis zu 15 Zügen auf diesem Bahnabschnitt pro Stunde. Ein Bürger: "Ich bin 50 Jahre alt, und will noch erleben, dass die (Schallschutzwände) noch gebaut werden. Und: Wir brauchen eine Unterführung!"
Behördenvertreterin Pieper dann: "Es ist angekommen," bezog selbst dann aber einen neutralen Standpunkt und sagte, dass sich ihre Behörde vorerst in einem Meinungsbildungsprozess befinde. Zwar könne sie sich eine Schließung des Bahnüberganges grundsätzlich vorstellen, aber . . . Davor stehe dann nämlich erst einmal ein Planfeststellungsverfahren, eine Anhörung des Beirates, eine Bürgerbefragung: "Es wird bei alledem nichts klammheimlich laufen."
FDP-Beiratsfrau Agnes Müller-Lang eröffnete die Aussprache im Beiratsrund mit einer umfassenden Schelte auf die Bahn. Schon seit Jahren sei ihr dieser Bahnübergang und dessen Umfeld nicht geheuer. Was Lärmbelästigung und Sicherheitsmängel anbelange, so bezeichnete sie die Umstände dort als unzumutbar. Unzumutbar des weiteren, kam sie dann auf den aktuellen Anlass, sei für Senioren und Behinderte eine ersatzlose Schließung des Bahnüberganges.
Und Müller-Lang steigerte sich: Das dann vollends von den Schienen abgeschlossene Alwin-Lonke-Viertel, in dem man die Jahre über so viel für die Integration getan habe, würde nun vollends zu einem Ghetto verkommen. Und der nächste Sprung: Gesetzt den Fall, der Übergang würde geschlossen, dann würde der umgeleitete Verkehr die ohnehin schon starke Belastung der Heerstraße über Gebühr vergrößern . . . und plädierte für eine Rad- und Fußgängerunterführung.
Die anderen Fraktionen übten sich anschließend im Schulterschluss, hatten den vorangegangenen Ausführungen nichts Grundsätzliches mehr hinzuzufügen. Man einigte sich auf einen Beschluss, den Bahnübergang solange aufrecht zu erhalten, bis ein adäquates Verkehrskonzept für Grambke vorliegt. Die Baubehörde wird gebeten (!), mit einem solchen Konzept vor Ort auch einen langfristigen Lärmschutz sicherzustellen. Schließlich: "Eine barrierefreie Über- beziehungsweise Unterquerungsmöglichkeit der Bahngleise muss an dieser Stelle für Fußgänger und Radfahrer generell gewährleistet bleiben."