Schon der Einstieg ließ erahnen, welch Gedankengut, mit norddeutscher Gelassenheit vorgetragen, das geneigte Publikum erwartete. Die Geschichte der verzweifelten Suche nach einem Bremer Ratsherren, die sich fast zu einer Schlacht entwickelte, ließ leichte Anklänge bei den Schildbürgern zu. Dass die Einigung der Ratsherren auf einen zufällig daher schlendernden Bauern fiel, der, sein Kalb im Schlepptau, selbes verkaufen wollte, überraschte kaum. "Mit Pomp wurde der neue Ratsherr ins Rathaus begleitet - ob es sich dabei um den Bauern oder das Kalb handelte, ist nicht überliefert", endete Gutmanns Erstschlag. Damit hatte er sowohl Lacher als auch Gäste auf seiner Seite.
Die Angriffe auf das Zwerchfell ließen nicht nach, Applaus und Schmunzeln lagen im stetigen Wechsel mit dem heimlichen Wischen der Freudentränen oder der Sicherung des Bauches vor zu viel Vibration. Die Anekdoten aus der Gaststätte Lampe im Schnoor mit hanseatischen Streitgepflogenheiten einer Karten spielenden Herrenrunde sorgten bei so manch einem Zuhörer für ähnlich zustimmendes Nicken wie die Erkenntnis, dass man nüchtern auf acht Treppenstufen sehr schnell ins Straucheln gerät, wenn man sie sonst immer mit zwei Schoppen Wein ohne Probleme nimmt. "Ein Grund, warum man Gewohnheiten unter keinen Umständen ändern sollte", befand auch Gutmann und erntete erneut Applaus.
Doch wenn schon über Bremer und ihre Gewohnheiten lachen, dann auch über sich selbst - so zumindest schien das Motto des 1930 in Bremerhaven geborenen Gutmanns. Also grub er nach kurzer musikalischer Erholungspause durch Alexander Gorecki am Piano Geschichten aus seinem reichhaltigen Erfahrungsschatz a la Kishon aus und beleuchtete Szenen aus dem 40-jährigen Eheleben. Szenen, die so manch einen zuhörenden männlichen Vertreter dazu trieben, seiner neben ihm sitzenden Gattin ein "Siehste..." ins Ohr zu raunen.
Da schien der Verzicht auf die heiß ersehnte Schokolade, die selbst nach mehrmaliger Aufforderung von Gutmanns Ehefrau nicht vom Einkauf mitgebracht wurde, genauso Erinnerungen wach zu rufen, wie der Verzicht auf das erhoffte Sechs-Gang-Menü im Restaurant, weil die Angetraute mal wieder auf die Preise schaut und eigentlich ja nur "eine Kleinigkeit" möchte. Dass sie am Ende dann doch satt wird, versteht sich von selbst - schließlich verzehrt sie "nur mal zum Probieren" die Hälfte des Ehemann-Menüs. Der Probeschluck des Bieres, für sich selber wollte sie vorher ja keines bestellen, fällt - wie sollte es anders sein - auch größer aus, als angekündigt.
Ob die Schlacht am kalten Büffet oder die Katastrophe beim Öffnen der Verschlussfolie einer plastikumhüllten Portion Kaffeesahne - die Geschichten Gutmanns hatten nicht zwingend immer etwas mit Bremen zu tun. Teilweise könnten sie sich überall abspielen. Doch der Wiedererkennungswert beim Bremer Publikum blieb unbestritten und sorgte durchweg für eine bestens gelaunte Zuhörerschaft.Da störten auch die kleinen Diskussionen der Ehepaare in der Cafeteria des Studiohauses während der Pause nicht. Hier wurden die Geschichten Gutmanns nach dem Motto: "Genau so machst Du das auch immer ", einfach aufgearbeitet. Und wer weiß, vielleicht erscheinen sie ja in einem weiterführenden Gutmann-Buch, ganz nach dem Motto "Was sich Bremer in Grambke im Oktober 2007 erzählen . . .".
Neueste Kommentare