BREMENDie swb AG wird kein neues Kohlekraftwerk in Mittelsbüren bauen - Block 21 geht nicht ans Netz. Begründet wird dies mit der "Preisentwicklung auf dem internationalen Anlagenbauermarkt".

Was in der verbreiteten Pressemitteilung als "schwere Entscheidung" bezeichnet wird, war auch eine rein wirtschaftliche, sagte gestern swb-Vorstandsvorsitzender Willem Schoeber. "Die politische Debatte hat keine Rolle gespielt."

Die Pläne für den Bau eines Kohlekraftwerks in Mittelsbüren (Block 21) waren in der Öffentlichkeit umstritten und gefährdeten den Koalitionsfrieden der rot-grünen Regierung. Und auch Kunden wanderten ab.

Die Zahl der Kündigungen von Kunden seit Bekanntwerden der Kraftwerkspläne bezifferte Schoeber gestern mit 1 000 - obwohl günstige und ökologische Anbieter immer neue Rekorde verzeichnen. Der bundesweite Anbieter FlexStrom hatte im Juli mehr als 10 000 Neukunden. Der Ökostrom-Anbieter Lichtblick übersprang ursprünglich kürzlich die erst für 2008 geplante Marke von 300 000 Haushaltskunden - so viele, wie die swb hat.

"Das Kraftwerk wäre ökologisch sinnvoll gewesen, aber wir können es einfach nicht bezahlen." Schoeber sprach von einem "Leuchtturmprojekt", in das "viel Energie und Geld investiert" worden sei. Nun, da das Projekt beerdigt ist, will die swb bestehende, ältere Anlagen effizienter und umweltfreundlicher machen. Und bis 2020 20 Prozent Strom aus regenerativen Energien anbieten. Heute sind das nur 1,5 Prozent.

Für die swb bedeutet der Ausstieg aus dem Projekt Block 21 zu diesem Zeitpunkt einen finanziellen Verlust "in zweistelliger Millionenhöhe", wie es hieß, weil bereits Materialreservierungen vorgenommen werden mussten. Minimiert werden könnten diese Verluste nur durch den Weiterverkauf.

Für die 500 Mitarbeiter in der Sparte Erzeugung wäre Block 21 eine langfristige Absicherung der Arbeitsplätze gewesen. "Die ist nicht mehr vorhanden", sagte Schoeber. Kurzfristig seien aber "keine dramatischen Effekte" zu erwarten. Noch müssten in der Erzeugung in den nächsten Jahren 100 Mitarbeiter ersetzt werden, die in Rente oder Teilzeitarbeit gehen. Sie sollen vorwiegend mit anderen Mitarbeitern besetzt werden, deren Arbeitsplätze wegrationalisiert wurden.

"Das stellt sich als schwierig dar", räumte der Betriebsratsvorsitzende Ulrich Meyer ein. Den Mitarbeitern falle es schwer, das Projekt zu begraben. "Ich habe die kollektive Enttäuschung in den Augen gesehen", beschrieb Schoeber die Reaktionen auf der Belegschaftsversammlung gestern.

Nicht ausschließen wollte der swb-Chef, dass bei verbesserten Rahmenbedingungen doch noch ein Kohlekraftwerk gebaut wird: "Wir werden den Markt aufmerksam verfolgen. Und eine gute Gelegenheit nicht vorbeigehen lassen."

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09.08.2007