Vryheit do ick ju openbar

  • Auszug aus dem Buch von Trude Wehe


Es war am zehnten März des Jahres 1654. Ein feuchtkalter Nebel ballte sich über der Lesum zusammen, schob sich wie eine dichte Wand über das Wiesengelände und lagerte grau und unheimlich um die Mauern der kleinen bremischen Festung „Burg“. Der Fluss bildete die Grenze zwischen dem Bremer Gebiet und dem von den Schweden besetzten Hannoverschen Land. Die Festung Burg stand, ungefähr elf Kilometer von Bremen entfernt, als unmittelbarer Wachposten hart an der Grenze. Sie war seit ihrer Erbauung im vierzehnten Jahrhundert einer der wichtigsten Befestigungspunkte im Norden und hatte in der Geschichte Bremens schon eine große Rolle gespielt. In Friedenszeiten diente sie als Zollüberwachungsstelle. Die Reisenden, die auf der Heerstraße von Bremen - der einzigen geraden Verbindungsmöglichkeit durch ungangbare Flussniederungen, Sümpfe und Moore - über die Lesum gen Norden ziehen wollten, mussten ihren Wegzoll an der Zugbrücke hinterlegen. 1643 hatten die Schweden die Brücke zerstört, und es war jetzt mit größeren Schwierigkeiten verbunden, eine Armee über den Fluss zu bringen.

Der junge Kommandant der Burg arbeitete schon seit mehreren Stunden in seinem Dienstraum. Er hatte die Feldkarte dicht an die Talgkerze gerückt und versuchte sich ein Bild über die Stellungen der Schweden zu machen. Jenseits der Lesum, der Burg gegenüber, lag schwedisches Fußvolk und Reiterei in den Ortschaften Ritterhude, Marßel und Ihlpohl. Das an Marßel angrenzende Dorf Burgdamm war zum größten Teil von Landsknechten besetzt. Weiter westlich von Lesum bis nach Vegesack schien sich ein großes Heerlager auszustrecken; jedoch fehlten hier bestimmte Angaben.
Der Kommandant hob den Kopf empor und starrte in die Lichtflamme. Sein dichtes, blondes Haar fiel über die Schulter herab. Das scharfgeschnittene Gesicht und die hohe Stirn verrieten den Nordländer.