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Nordbremer Kleingärtnervereine haben kaum Leerstände / Interessengemeinschaft: Jüngere Leute rücken nach
Weser - Kurier vom : 18.06.2012
Generationenwechsel auf der Parzelle
Von Julia Ladebeck
Kleingärtnern wird bei jungen Familien immer beliebter. In Bremen-Nord gibt es kaum ((Parzellen-Leerstände)), die Gärten sind begehrt. Noch sind viele Vereine überaltert, doch langsam zeichnet sich unter den Kleingärtnern ein Generationenwechsel ab. Junge Familien rücken nach.
Bremen-Nord. Im Sommer findet das Leben hauptsächlich im Garten statt. Wer keinen eigenen hat, kann eine Parzelle im Grünen pachten. Doch was kostet die Anschaffung und Unterhaltung eines Kleingartens? Und wie erfahren Interessierte, wo Parzellen leer stehen? In Bremen-Nord gehören zehn Kleingärtnervereine der Interessengemeinschaft (IG) der Gartenfreunde an. "Viele informieren in Schautafeln auf ihrem Gelände über frei werdende Parzellen, andere schalten Anzeigen", sagt Katja Rasmussen, Leiterin der Nordbremer IG.
Während Kleingärtnervereine mancherorts mit Nachwuchsproblemen zu kämpfen haben, sieht die Situation in Bremen-Nord anders aus. Zwar liegt das Durchschnittsalter der Mitglieder auch hier zumeist weit über 60 Jahre und junge Familien sind unter den Kleingärtnern bisher eher selten zu finden. Doch langsam zeichnet sich ein Generationenwechsel ab. Pächter, die ihre Parzelle aufgeben wollen, finden in der Regel ohne große Probleme Nachfolger.
"In Bremen-Nord gibt es kaum Parzellen-Leerstände", sagt Rasmussen, die gleichzeitig Vorsitzende des Kleingärtnervereins "Fuchsberg" in Schönebeck ist. Das liege, so die Einschätzung der Kleingärtnerin, unter anderem an der hohen Qualität der Parzellen. "Einige Vereine führen sogar Wartelisten", sagt sie. So sind im Kleingärtnerverein "Am Schmugglerweg" derzeit lediglich zwei der 72 Parzellen frei, im Kleingartengebiet des Vereins "Einigkeit" in Farge sind alle 120 Parzellen, im Verein "Lesum" alle 42 Gärten verpachtet. Und im türkischen Kleingärtnerverein "Glückliche Gartenfreunde" ist ebenfalls keine einzige der insgesamt 60 Parzellen frei. "Einige Mitglieder haben signalisiert, dass sie ihren Garten aus Altersgründen abgeben wollen", erzählt Hasan Fidantek, Vorsitzender der "Glücklichen Gartenfreunde". Ähnlich ist die Situation in den anderen Nordbremer Kleingärtnervereinen. Katja Rasmussen hat den Eindruck: "Seit einigen Jahren findet ein Generationenwechsel statt." So seien im Verein "Fuchsberg" seit vergangenem Jahr bereits fünf Gärten verkauft worden. Weitere Mitglieder wollten ihre Parzelle in naher Zukunft abgeben. "Das sind meistens ältere Leute, die ihren Garten aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr bewirtschaften können", sagt sie. Dafür kämen jüngere Leute nach.
Hans-Ulrich Helms, Vorsitzender des Bremer Landesverbands der Gartenfreunde, berichtet ebenfalls: "Das Kleingärtnern wird bei jungen Familien immer beliebter." Anna und Muharrem Mutluoglu haben einen Garten in der Kleingartenanlage Fuchsberg gepachtet. Die jungen Eltern haben ihre Parzelle am 12. Mai übernommen und seither fast jede freie Minute dort verbracht. Sie leben in einer Mietwohnung – ohne Garten. "Ich bin mit einem Garten aufgewachsen und wir möchten, dass unsere Kinder das ebenfalls kennenlernen", sagt Muharrem Mutluoglo.
Der 28-Jährige hat in den wenigen Wochen schon viel gepflanzt: Bohnen, Gurken, Tomaten, Salat, Paprika, Erdbeeren, Kräuter, Möhren und Mais. "Ich habe mal eine Reportage gesehen, in der über Kinder berichtet wurde, die eine Gurke nicht von einer Zucchini unterscheiden konnten. Das finde ich schlimm", sagt er. Derzeit interessiert das Gemüse den viereinhalb Monate alten Sohn des Paares, Tayyib, zwar noch herzlich wenig. Doch auch er scheint die Zeit an der freien Luft zu genießen. "Seit wir den Garten haben, schläft er viel besser", sagt Anna Mutluoglu strahlend.
Sie selbst sei eher für die Blumenpflege zuständig, "mit dem Gemüseanbau kenne ich mich nicht so aus", erzählt sie und lacht. Dafür will sie die Umgestaltung der Laube in die Hand nehmen. "Hier muss mein Geschmack einziehen", findet sie und blickt auf die Einrichtung, die das Paar vom Vorbesitzer übernommen hat. Der Schätzwert der etwa 500 Quadratmeter großen Parzelle betrug 3000 Euro, bezahlt hat das Paar 2000. "Wir rechnen damit, dass pro Jahr etwa 220 bis 300 Euro Kosten auf uns zukommen", schätzt der frisch gebackene Parzellenpächter. Dazu will er viel Arbeit in den Garten stecken, den brüchigen Kamin abreißen, den Teich in Ordnung bringen und den Geräteschuppen erneuern – und somit den Wert des Gartens steigern.
Wenn ein Parzellenbesitzer seinen Garten aufgeben will, kündigt er zunächst seinen Pachtvertrag. Der Wert wird durch zwei Schätzer des Landesverbands ermittelt. In die Beurteilung fließen Kriterien wie Wert der Pflanzen, Zustand und Alter der Laube sowie Größe des Grundstücks ein. Die Schätzer legen einen Wert fest, über den der Besitzer beim Verkauf nicht hinausgehen darf. "Die Höhe ist ganz unterschiedlich", erläutert Verbandschef Helms. Die Parzelle selbst bleibt Eigentum der Stadt. Pro Quadratmeter zahlen die Pächter 17 Cent pro Quadratmeter im Jahr, dazu kommen der Vereinsbeitrag sowie Kosten für Wasser, Strom und Versicherung.
Als besonders familienfreundlich gilt seit seiner Gründung im Jahr 1998 der Kleingartenverein "Werderland" in Burg. Die 38 Parzellen sind alle verpachtet, etwa 15 davon an Familien mit Kindern. "Unser Altersdurchschnitt ist niedriger als in den meisten Vereinen", sagt der Vorsitzende, Peter Kleen. Kerstin und Miroslaw Kühn aus Marßel haben dort seit fünf Jahren einen Garten. "Wir sind damals am Sportparksee spazieren gegangen und haben das Kleingartengebiet durch Zufall entdeckt", erzählt Miroslaw Kühn. "Wir haben uns gesagt: Wenn hier was frei wird, schlagen wir zu."
Das Paar hat 1600 Euro für seine etwa 400 Quadratmeter große Parzelle bezahlt. "Die Laube war nicht groß", sagt der 45-Jährige. In den vergangenen Jahren hat er das Haus erweitert, Beete angelegt, gepflanzt und Spielgeräte für seinen Sohn gebaut. "Am schönsten ist mein Baumhaus", findet Maximilian. Ein eigenes Beet hat der Sechsjährige ebenfalls. Seine einjährige Schwester Mariesophie genießt den Garten derzeit noch auf einer Decke liegend. "Die Ruhe hier ist herrlich", schwärmt ihr Vater. "Wenn wir zu Hause auf dem Balkon sitzen, können die Nachbarn auf unsere Teller gucken. Das ist hier anders."