von Georg Finken
- Die Wollaher Straße wurde zusammen mit dieser „Hüttensiedlung“ an ihr errichtet, vorher war hier nur ein Feldweg durch Wiesen, Weideland und vorbei an dem wohl ersten Fußballplatz im Dorf. Die „Norddeutsche Hütte“, so der Name für die frühere „Klöckner Hütte“ und das jetzige Stahlwerk ArcelorMittal, förderte die nahe Ansiedlung ihrer Arbeiter zur Produktionsstätte. Mit dem Bau der „Norddeutsche Hütte“ wurde schon 1908 begonnen, während das Einweihungsjahr auf 1911 lautet. Mit der Planung und dem Bau der „Hüttensiedlungen“ wurde 1933 begonnen. Es war die Zeit großer Arbeitslosigkeit und die „Hütte“, so wurde sie verkürzt genannt, suchte und förderte Lösungen, welche ihren Arbeitern einen Arbeitsanteil am Bau ihrer Häuser ermöglichte. Die „Hütte“ praktizierte in der Zeit der Kurzarbeit das sogenannte „Krümpersystem“. Die Arbeiter arbeiteten für fünf Wochen, wurden dann entlassen und hofften nach fünf Wochen in der Entlassung wieder eingestellt zu werden. Es war auch die Zeit einer anderen Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, der Bau der „Blocklandautobahn“ BAB 27 von 1933 bis 1937.
- Der Name einer jeden „Hüttensiedlung“ war mit dem Namen der Straße an der sie errichtet wurde verknüpft. Die Straßen hießen und heißen noch heute: „Auf dem Brooke“, „Wummestraße“, „Wollaher Straße“, „Waakhauser Straße“, „Wörpedahler Straße“ und „Nachtweide“. Der Grund warum die Siedlungshäuser an der „Wörpestraße“ in den mir vorliegenden Quellen hier nicht mit aufgelistet sind, ist mir nicht bekannt. Die Häuser der Siedlung „Auf dem Brooke“ und die auf der westlichen Seite der „Wummestraße“ waren die ersten und wurden komplett in Eigenleistung der Bewohner errichtet. Das änderte sich mit dem Bau der Häuser an der „Wollaher Straße“ und für die später errichteten Häuser an den anderen Straßen. Jetzt wurden arbeitslose Maurer eingesetzt, die zukünftigen Bewohner waren als „Zupfleger“ mit Hilfstätigkeiten beim Bau tätig und die Häuser wurden alle zur gleichen Zeit fertig. Üblich war ein Losverfahren, in welchem das Haus den Bewohnern zugelost wurde. In der „Wollaher Straße“ waren dies allesamt Facharbeiter der Hütte. Für die „Hüttensiedlung“ an der „Wollaher Straße“ war 1935 das Jahr des gemeinsamen Richtfestes und im Herbst desselben Jahres waren die Häuser alle bezugsfertig. Aus Anlass des Richtfestes marschierte die Feuerwehrkapelle der „Hütte“ die „Wollaher Straße“ entlang.
- Die ersten Bewohner der „Wollaher Straße“ wurden unter folgenden Familienvorständer mit Berufsangabe im Bremer Adressbuch geordnet nach Hausnummern geführt:
- 1: Nr. für ein unbebautes Grundstück
- 3: Wendelken, Hinrich, Schlosser
- 5: Müller, Heinrich, Zimmermann (Otten, Hinrich, Heizer)
- 7: Diers, Heinrich, Arbeiter
- 9: Wenning, Edmund, Arbeiter
- 11: Geffe, Heinrich, Arbeiter
- 13: Volkmer, Rudolf, Schreiber
- 15: Böse, Wilhelm, Schlosser
- 17: Haeske, August, Schlosser
- 19: Prangenberg, Hermann, Arbeiter
- 21: Gerke, Wilhelm, Werkmeister
- --(Entwässerungsgraben)
- 2:Nr. für ein unbebautes Grundstück
- 4: Nr. für ein unbebautes Grundstück
- 6:Metscher, Herbert, Maschinen~Schlosser
- 8:Heumann, Hermann, Arbeiter
- 10:Heineke, Johann, Arbeiter
- 12:Slaby, Leopold, Maurer
- 14:Diersen, Dietrich, Arbeiter
- 16:Gerken, Diedrich, Arbeiter
- 18:Boer, Willy, Maschinenbauer
- 20:Kölpin, Bruno, Rangierer
- 22:Meyer, Johann, Kesselschmied
- 24:Voß, Erich, Heizer
- 26:Schröder, Hermann, Maschinist
- 28:Iloge, Johann, Arbeiter
- 30:Friedrich, Johann, Kranführer
- 32:Harney, Erwin, Maurer
- --(Entwässerungsgraben)
- Die Auflistung in dieser Form hilft bei der Identifizierung im Krieg zerstörter Häuser.
- Ab Ende 1935 änderte sich die Auftragslage der „Hütte“, in deren Folge kamen die Vollbeschäftigung und die Suche nach Arbeitskräften. Ab 1936 hatten dann die Arbeiter der Hütte keine Zeit mehr selbst am Bau ihrer Häuser mitzuwirken. Die Häuser der 1938 fertiggestellten östlichen Seite der „Wummestraße“ wurden zugeteilt, der eigene Arbeitsanteil wurde hier nur bei der Fertigstellung der Fundamente erbracht und finanziert wurde das Haus durch Kredite.
- Seit dieser Zeit hat sich vieles verändert und so auch die Firmenstrategien, Mitarbeiter mit dem Siedlungsbau an sich zu binden, die gibt es nicht mehr. Die größte Katastrophe kam auf die „Wollaher Straße“ zu, als Bomben im zweiten Weltkrieg auf Grambke und Grambkermoor fielen. Es war der 18.6.1944 als bei zwei Bombenangriffen Häuser der „Wollaher Straße“ getroffen, zerstört oder beschädigt wurden. Die Häuser der „Wollaher Straße“ hatten einen Keller. Wer sich vorher über den häufig nassen Keller ärgerte, der war jetzt froh, dass er einen Keller hatte, welcher einem ein bisschen Schutz bot.
- Anmerkung: „Wummestraße“ ist der korrekte Name und nicht „Wümmestraße“, wie man es viel zu häufig liest. Hierzu muss man wissen, dass derselbe Fluss aus Niedersachsen heraus Wümme genannt wird und von althergebrachter bremischer Seite die Wumme ist.
- Quellen:
- Buch: Helmut Dachale und Ulli Schwecke, „In der Mitte von Bremen“, 1985
- Digitale Sammlungen der „Staats und Universitätsbibliothek Bremen“, hier mit dem Schwerpunkt „Bremer Adressbuch von 1935 bis 1937“ unter Landgebiete, Grambkermoor
- Eigene Unterlagen / Notizen
Bremen im Februar 2016
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