FRÜHERE NACHBARN KOMMEN WIEDER ZUSAMMEN | |
Von Angela Neumann Oslebshausen•Grambke. Sie haben ihre Kindheit zusammen verbracht und sich doch über die Jahrzehnte aus den Augen verloren. Am Sonnabend, 8. Oktober, treffen sich die ehemaligen Anwohner der Hüttenstraße, Wehrkampstraße und Lesewisch zu einer Wiedersehensfeier in der Waldgaststätte in Leuchtenburg. Nach mehr als 50 Jahren die alten Freundinnen und Freunde aus der Nachbarschaft wieder zu treffen, ist ein emotionsreiches Ereignis. Noch spannender wird solch ein Treffen unter dem Aspekt, dass mehr als Hundert Freunde damals abrupt auseinandergerissen wurden. Auch Helmut Breitmeyer gehört zu diesen Freunden. Breitmeyer wuchs in einem Bremer Wohnviertel auf, das es heute nicht mehr gibt. "Mittlerweile wurden auch die letzten Reste entfernt", erzählt der 68-jährige Bremer. Nur noch Bäume und Gras wachsen wild, wo einst ein kleines Hafenviertel lag. Über seine Erinnerungen möchten Breitmeyer und sein ehemaliger Nachbar Heiko Garms aber kein Gras wachsen lassen. Bis zu ihrem 13. Lebensjahr haben die beiden in der Nähe der Stahlwerke (heute ArcelorMittal) in Burg-Grambke gewohnt. "Bis Klöckner einen Antrag beim Senat stellte, die Klöckner-Hütte vergrößern zu dürfen", so Breitmeyer. Alle Nachbarn hätten damals zusammengehalten, doch nach langem Ringen habe Klöckner alle Familien der drei Straßen verdrängt. "Auf einmal waren wir in alle Himmelsrichtungen verstreut". Breitmeyer ist immer noch bewegt. Viele seiner alten Freunde zogen in die Bremer Innenstadt. Nach über 50 Jahren kamen Harms und Breitmeyer auf die Idee, ein Wiedersehen mit den Kumpels aus der Kindheit zu veranstalten. 2009 trafen sich zum ersten Mal über 90 der damaligen Nachbarn. "Teilweise kannten wir die Gesichter gar nicht mehr", so Breitmeyer. Manche der Gäste waren beim ersten Wiedersehen über 90 Jahre alt. Damals waren sie um die 40. Eine richtig industrielle Nachbarschaft sei das in den fünfziger Jahren gewesen. Ganz ohne Luxus, aber dafür mit Zusammenhalt. Täglich spielten die Kinder zusammen. Im Sommer versteckten sie sich beim Bauern auf dem Feld, im Winter fuhren sie Schlitten auf den Hügeln. "Da haben wir uns heimlich Wasser geholt und es auf das Eis geschüttet, damit man besser Schlitten fahren kann." Helmut Breitmeyer erzählt, als sei es gestern gewesen. 2010 trafen sich die Anwohner der drei Straßen erneut und tauschten gemeinsame Erfahrungen aus. Dabei fragten sie sich auch, wer wohl wen geheiratet hätte, wären sie nicht auseinandergerissen worden. "Natürlich kann das keiner beantworten, aber wir haben so viel geteilt, dass man sich diese Frage schon stellt", erzählt Helmut Breitmeyer, der mittlerweile pensioniert ist. Der Nordbremer und seine ehemaligen Nachbarn möchten sich nun jedes Jahr treffen. Wenn sie schon die vergangenen Jahrzehnte nicht zusammen erlebt haben, dann wollen sie wenigstens einen Teil der Gegenwart teilen. Wer noch keine Einladung bekommen hat, aber auch in einer der drei Straßen beim Klöckner-Hafen gewohnt hat, kann sich bei Helmut Breitmeyer unter 0178/4537911 oder bei Heiko Grams unter 0176/52343969 melden.
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