Firmengeschichte der Fleischerei Ernst Boes | |
Ehepaar Gretchen geb. Wragge und Ernst Boes 1924 vor ihrem gepachteten Geschäft
Von 1916 bis 1918 war er Soldat im I. Weltkrieg. Nach Ende des Krieges folgten zwei schwere Jahre beim Grenzschutz und der Polizei. 1920 kam er dann nach Bremen, um seine Fachkenntnisse bei den Firmen Krome, Festing, Burgdorf und Bohne zu erweitern. Im Jahre 1921 lernte er seine Frau Gretchen Wragge, geboren in Neu-Lesum, Birkenstraße 1 (jetzt Usedomstraße), kennen. Gemeinsam übernahmen sie November 1924 von ihrem Bruder eine kleine Schlachterei (später Fleischerei Eckerich) in Bremen-Burg (später das Bistro Burg). Doch schon nach zwei Jahren erwarb sein Schwiegervater das alte Haus an der Burger Brücke von der Firma Bosse. So wurde der Wunsch, etwas Eigenes zu haben, erfüllt. Doch sehr bald schon fiel ein großer Wermutstropfen in ihre Pläne. Kaum war der Umbau fertig, verunglückte der Vater, der die rechte Hand im Geschäft sein wollte, tödlich. Dann kamen schwere Jahre. Als dann mit dem Ende des 2. Weltkrieges das Haus durch Bomben- und Brückensprengung erheblich zerstört wurde, konnte es nur mühsam und notdürftig wieder aufgebaut werden. Mit dem Neubau der Burger Brücke konnte das Geschäft dort nicht mehr aufrechterhalten werden, weil es fast unter der Straße lag. Deshalb wurde das Haus von der Stadt Bremen übernommen. Das alte Fachwerkhaus von der Firma Möbelfabrik Klocke an der Burger Heerstr. 34 wurde von Ernst + Grete Boes im Jahre 1953 erworben und hat seitdem etliche Renovierungen erfahren. Inzwischen waren die drei Kinder - eine Tochter und zwei Söhne - soweit herangewachsen, dass sie eine ganz große Hilfe wurden und mit viel Fleiß an dem weiteren Ausbau beteiligt waren. Im Jahre 1949 wurde eine Filiale in Lesum eröffnet, die von der Tochter Emmi mit großem Einsatz zu einem großen Erfolg gebracht wurde. 1954 wurde eine weitere Filiale in Grambke angeschlossen, die dann nach ca. 15 Jahren leider wegen Personalmangel wieder aufgegeben werden musste. Zum 60. Geburtstag des Ernst Boes wurde dem Fleischer-Fachgeschäft durch einen Umbau eine Feinkostabteilung angegliedert. Im Jahre 1962 ging die Tochter Emmi nach Gröpelingen, um mit ihrem Mann, dem Fleischermeister Heinrich Koch, dessen elterliches Geschäft, welches zuvor zu einem schönen Betrieb umgebaut wurde, zu übernehmen. Im März 1967 verließ auch der älteste Sohn Jochen mit seiner Frau Edith das elterliche Geschäft, um in Lesum das an der Oberreihe 6 neuerbaute ((Fleischer-Fachgeschäft)) mit Feinkost, Obst- und Gemüseabteilung zu eröffnen. Dann übernahm der jüngste Sohn Horst das Stammhaus an der Burger Heerstraße 34. Er gliederte dem Geschäft eine Spezialitäten-Herstellung an, deren Versand über das gesamte Bundesgebiet und West-Berlin erfolgte. Im Laufe der Jahre wurde das Unternehmen durch mehr als 30 Gold-, Silber- und Bronzemedaillen im In- und Ausland für hervorragende Leistungen ausgezeichnet. Nachdem sich Ernst Boes mit seiner Frau auf seinen Alterssitz in Lesum auf dem Emmaberg zurückgezogen hatte, gab der auch seine Ämter, die er im Vorstand der Fleischer-Innung Bremen und dem Fleischer-Einkauf ca. 17 Jahre innehatte, auf. Mit dem Lebenswerk des Gründers und seiner Frau Gretchen war der sehnlichste Wunsch, allen drei Kindern zu einem eigenen Geschäft zu verhelfen, in Erfüllung gegangen. Echten Ruhestand kannten die Firmengründer Ernst und Grete Boes jedoch nicht, wie man es ja vielfach von den Generationen kennt, die zwei Weltkriege miterlebt und überlebt haben. Ohne Arbeit konnten sie einfach nicht sein. Ernst Boes half bis zu seinem Tode in 1982 wo und wie er konnte. Auch Grete Boes war bis zu ihrem Tode in 1992 im Alter von 91 Jahren immer noch eine Stütze des Unternehmens. Sie versuchte ihren Sohn Horst und seiner zweiten Frau zu unterstützen, wo sie nur konnte. Die drei Kinder von Horst Boes hatten der Boes-Tradition entsprechend jahrelang im elterlichen Geschäft mitgeholfen. Der Sohn Udo war nach seiner Lehrzeit beim Landesinnungsmeister Stoffregen in Asendorf ins elterliche Geschäft zurückgekehrt. Die Tochter Petra hatte zu Hause ihre Lehrzeit absolviert und diese als Landesbeste abgeschlossen. Bis zur Geburt ihres Sohnes Christian hat sie im elterlichen Betrieb engagiert mitgeholfen. Die Tochter Antje war nach ihrer Lehrzeit als Köchin im Park-Hotel ebenfalls nach Hause zurückgekehrt, um das Erlernte hauptsächlich im Partyservice-Bereich umzusetzen. Nach der Geburt ihrer Tochter Vanessa zog sie sich ebenfalls aus dem Geschäft zurück. Inzwischen führt sie erfolgreich ihren im Hause Boes gelegenen Laden „Burger Blatt“, der die Kundschaft nicht nur mit Zeitschriften, Zigaretten, Lotto/Toto und vieles mehr versorgt, sondern auch einige Zeit Burg mit den Postdiensten betreut, nachdem die Post in Burg geschlossen wurde. Leider musste dieser Zweig aufgegeben werden, weil sehr häufig eingebrochen wurde und immense Schäden verursacht wurden; da machte die Versicherung natürlich nicht mehr mit! Seit 1989 ist der Sohn Udo Boes geschäftsführender Teilhaber der Fleischerei Ernst Boes und mit der Hilfe des Boes-Teams hat er es im Laufe der Jahre als dritte Generation verstanden, erfolgreich in die Fußstapfen seiner Vorgänger zu treten. Nachdem sein Vater sein Amt im Innungsvorstand niederlegte, wurde Udo als Nachfolger von den Innungsmitgliedern gewählt. Der Produktionsbereich wurde inzwischen auf heutige Verhältnisse umgebaut und entwickelt sich allmählich zu einem Musterbetrieb. Der Maschinenpark wurde auf den neuesten Stand gebracht, die Räumlichkeiten den neuesten EU-Hygienebestimmungen angepasst und entsprechend renoviert.
Alles in allem konnte die Firma Boes im Jahre 2004 in dritter Generation auf 80 erfolgreiche Jahre der Geschäftsführung zurückblicken. Die Kehrseite der Medaille war natürlich immer viel Arbeit, wenig Freizeit. Aber so ist es nun einmal im Leben: ohne Fleiß keinen Preis! Viele guten Geister haben diesen Weg begleitet und bleiben in dankbarer Erinnerung. Insbesondere muss Erna Volkmer hierbei erwähnt werden, die über 40 Jahre tatkräftig die Firma unterstützt hat. Aus gesundheitlichen Gründen war sie leider gezwungen, ihre Tätigkeit einzustellen und ist nach schwerer Krankheit verstorben. Sie wird vom Boes-Team schmerzlich vermisst und allen in bester Erinnerung bleiben. Die Zukunft ist gesichert, Sandra, ihr Partner Pascal und Marco haben nach erfolgreicher Ausbildung ihren Fleischermeister bestanden. Die Gründer Ernst und Grete Boes wären sicherlich sehr stolz, wenn sie sehen könnten, was sich aus ihrem Betrieb entwickelt hat und dass dieser wahrscheinlich in 4. Generation weiterleben wird.
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