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Ehemaligentreffen im Waldrestaurant Brunnenhof in Leuchtenburg

von Friedrich Caron-Bleiker

Grambke . Mit ein paar Leuten hatten sie schon gerechnet, doch dass es dann 91 Gäste waren, die zum Ehemaligentreffen erschienen, verblüffte Heiko Grams und Helmut Breitmeyer doch erheblich. 91 Männer und Frauen kamen im Waldrestaurant Brunnenhof in Leuchtenburg zusammen, um Erinnerungen auszutauschen, an die gemeinsame Zeit vor mehr als 50 Jahren.

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So sah es Mitte der 1950-er Jahre an der Straße Lesewisch aus.
Von diesen Häusern steht heute keines mehr.


Damals wohnten die beiden mit ihren Familien in Burg-Grambke, in den Häusern im Bereich Hüttenstraße, Wehrkampstraße und Lesewisch, die seit Mitte der 1950er Jahre dem Aufbau der Stahlwerke weichen mussten. „Es war ein hartes Stück Arbeit, die Adressen der damaligen Anwohner zusammenzubekommen“, erzählt Heiko Grams. Alles nahm seinen Ausgang bei den Klassentreffen, die die beiden Ehemaligen der Schule an der Wiehenstraße seit 1983 organisieren.

Was ist eigentlich aus denen geworden, die damals wegziehen mussten, fragten sich Grams, mittlerweile in Bookholzberg ansässig, und Breitmeyer, seit Jahren Lesumer. Industrielle Nachbarschaft waren sie gewohnt, in den Fünfzigern, in den Doppelhäusern des Jahrgangs 1921/22. Raffinerien wechselten den Besitzer, Tankschiffe legten an den Kaianlagen an, doch als die Firma Klöckner den Senat der Freien Hansestadt Bremen bat, bei der Suche nach einer Fläche für eine Stahlhütte behilflich zu sein, wurde alles anders. Da war es schnell vorbei mit der Idylle an der Grenzlinie zwischen den Stadtteilen Burg-Grambke und Oslebshausen.

Vorbei mit Sommerabenden im Garten. „Unsere Eltern haben Plattenspieler und Radio mit nach draußen genommen. Der Strom kam aus dem Schuppen“, erinnert sich Breitmeyer. Es war die Zeit der Radtouren durchs Werderland zur Lesum, und in der Weser konnte gebadet werden.

Es wurde hart verhandelt mit dem Senat unter Bürgermeister Wilhelm Kaisen, um die Abfindungen für jene, die ihren Grund und Boden verlassen mussten. „Den besten Schnitt machten damals die Bauern aus Mittelsbüren“, erinnert sich Heiko Grams. Im schlimmsten Fall drohte den Grundbesitzern die Enteignung. Viele, die sich neues Bauland suchten, mussten Hypotheken aufnehmen, um eine neue Heimstatt zu finden. Die Vorbereitung der Wiedersehensfeier verlief nach dem Schneeballsystem.

Einer wusste über den Verbleib eines ehemaligen Nachbarn Bescheid, der wiederum kannte zwei weitere. Am Ende wurde es zu einer Lawine. „Ich habe 90 Einladungskarten geschrieben“, berichtet Grams. Am Tag des Wiedersehens mussten sich die ehemaligen Nachbarn erstmal einander vorstellen.

Die meisten waren in den 50ern noch Kinder, heute haben sie zumeist das Rentenalter erreicht. Grams und Breitmeyer sind jetzt 66. Man hat sich wieder verabredet. Schon im nächsten Jahr soll das nächste Nachbarschaftstreffen über die Bühne gehen.

Erstellt von: Letzte Änderung: Samstag den 21. Juli. 2012 12:25:08 CEST von Rainer Meyer
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