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Bürgerverein konfrontiert Parteienvertreter mit Alltagssorgen zwischen Burg und Grambke

Lärm, Vandalismus und Tretminen

Von Klaus Grunewald

Burg-Grambke. Einst war es das Waffen klirrende napoleonische Heer, das die Grambker und Burger um den Schlaf brachte. Heute sind es die motorisierten Heerscharen auf dem Heerstraßenzug, die für Verdruss sorgen. Der zunehmende Lärmterror von Autobahn 27, der Eisenbahnstrecke und vom Stahlwerke-Areal stand im Mittelpunkt einer Informationsveranstaltung, zu der der Bürgerverein für Grambke, Burg und das Werderland ins "Deutsche Haus" eingeladen hatte.
Wenige Wochen vor der Bürgerschaftswahl wollte der Bürgerverein Parteienvertretern auf den Zahn fühlen. Sie mit dem konfrontieren, wo den Bürgern vor Ort tagtäglich der Schuh drückt. Beispiel Straßenlärm: Reinhard Hennig (SPD), Bettina Hornhues (CDU), Dirk Schmidtmann (Bündnis 90/Die Grünen), Agnes Müller-Lang (FDP) und Rainer Tegtmeyer (Die Linke) zeigten zwar großes Verständnis für die Klagen der Anwohner. Aber, so Rolf Adler, seit drei Jahren Chef des 1894 gegründeten Bürgervereins, schnelle Lösungen blieben ein Wunschtraum.

Wunschtraum schnelle Lösungen

Die Interessenorganisation für die Burger, Grambker und die Werderlandbewohner beharrt gleichwohl auf Lärmschutzwänden an der Bahnstrecke, auf einschneidende Temporeduzierungen in den Nachtstunden auf Autobahn und örtlicher Durchgangstrasse sowie auf Herausnahme der Burger und Grambker Heerstraße aus dem Lkw-Führungsnetz. Als weitere Quelle für die unzumutbare Belastung des Trommelfells hat der Bürgerverein das Gelände des Stahlproduzenten ausgemacht. Dort verkehren auch in den Nachtstunden nahezu ununterbrochen Güterzüge und bringen die Anrainer mit durchdringenden Warnsignalen um den Schlaf. Ihr Wunsch: Nachtruhe wie in den vergangenen zwei Wochen. Adler: Da kam der Wind aus Nordost und wehte den Lärm von der Wohnbebauung weg. Aber wehe er dreht wieder auf Nordwest." Im Übrigen droht zusätzlicher Krach. Im Gespräch, weiß Adler, sei der Bau einer Schredderanlage auf dem Arcelor-Gelände.

Zu einem Ärgernis mit der Wirkung eines Dauerbrenners hat sich aus Sicht des Bürgervereins das Freizeitgelände beim Sportparksee entwickelt. Vandalismus und Vermüllung hätten in erschreckendem Maße zugenommen. Und insbesondere der Grünstreifen zwischen See und Bahnstrecke habe sich zu einem Hundestrand mit hoher Tretminengefahr entwickelt. Ruth Adler, 2. Schriftführerin des Vereins: "An Wochenenden reisen sogar Hundebesitzer aus Verden und Achim mit dem Auto an, um ihre Vierbeiner dort laufen zu lassen." Was natürlich in einem Vogelbrutgebiet nicht erlaubt ist.
Auf der gegenüberliegenden Seite der Hunde-Rennbahn ragen die hässlichen Container in die Höhe, in denen sich die Wassersportler eingerichtet haben. Von einer "internationalen Ruderregattastrecke", wie sie ihnen einst vorschwebte, wollen die Kommunalpolitiker freilich nichts mehr wissen. Gleichwohl hält zum Beispiel SPD-Mann Reinhard Henning die Verlängerung der Ruderstrecke auf 2000 Meter für möglich, während "Koalitionspartner" Dirk Schmidtmann Eingriffe in den Naturhaushalt rundum ablehnt.

Ein großes Sorgenkind für den Bürgerverein ist der "kranke" Grambker See. Er entwickelt sich nach den Beobachtungen der Anwohner mehr und mehr zur Kloake. Grund: Einst wurde eine Mini-Badeanstalt durch eine Spundwand vom übrigen Gewässer abgetrennt. Jetzt ist dort so wenig Bewegung, dass der See verschlammt und zu sterben droht. Auch der Versuch, Sauerstoff ins Gewässer zu pumpen, sei gescheitert, sagt Rolf Adler. Seine Forderung: "Weg mit der Trennwand."
Rund 50 Besucher hatten sich am Dienstagabend in der Gaststätte "Deutsches Haus" eingefunden. Dort, wo der einst als Gebietsverein Grambke und heute 185 Mitglieder zählende Bürgerverein Zuhause ist. "Wer sich konkrete Aussagen zur Lösung unserer Probleme erhofft hatte, sah sich enttäuscht", resümiert Ruth Adler. Verständnis für die Sorgen der Bürger hätten allerdings alle Parteienvertreter gezeigt. Und so fühlten sich die Burger, Grambker und Werderlander an diesem Abend bestätigt: "Die Lesumer wohnen in der guten Stube des Ortsamtsbereichs, wir sind die vergessenen Kinder."

Erstellt von: Letzte Änderung: Samstag den 21. Juli. 2012 12:14:11 CEST von Rainer Meyer
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